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Forschung mit Weitblick

Seit 2018 verantwortet Prof. Dr. Kerstin Baumgarten als Prorektorin den Bereich Forschung, Entwicklung und Transfer. In diesem Interview blickt sie auf ihre ereignisreiche Amtszeit und die Arbeit mit ihrem Team zurück. Ein Gespräch über Drittmittel, neue Strukturen und internationale Kooperationen, über Promotionen und Open Science.
Wie sehen Sie rückblickend seit 2018 die Weiterentwicklung des Bereichs Forschung, Entwicklung und Transfer an der Hochschule?
Prof. Dr. Kerstin Baumgarten: Während meiner Amtszeit ist das Drittmittelaufkommen von rund zehn auf 14 Millionen Euro gestiegen – ein Wert, der deutlich über dem Bundesdurchschnitt liegt. Zur Einordnung: Als forschungsstark gelten laut Centrum für Hochschulentwicklung Hochschulen für angewandte Wissenschaften, die pro 100 Studierende 88.000 Euro an Drittmitteln einwerben. Mit unseren etwa 5.000 Studierenden hätten wir diesen Status bereits mit vier Millionen Euro Drittmitteln erreicht. Besonders wichtig war mir zudem, die Zusammenarbeit über Fachbereichsgrenzen hinweg zu stärken. Interdisziplinäre Forschungsaktivitäten konnten so deutlich wachsen. Zur Vernetzung haben vor allem der Projekt- und Antragsservice sowie unsere Austauschformate wie der „Science Day“ und das „Science Barbecue“ beigetragen.
Welche Bilanz ziehen Sie für einzelne Fachbereiche?
Die Forschungskennzahlen belegen, dass Drittmittel inzwischen breiter in den Fachbereichen gestreut sind. Neben den traditionell forschungsstarken Bereichen Wasser, Umwelt, Bau und Sicherheit sowie Ingenieurwissenschaften und Industriedesign konnten auch die Fachbereiche Soziale Arbeit, Gesundheit und Medien, Angewandte Humanwissenschaften und Wirtschaft ihre Forschungsaktivitäten in den letzten Jahren deutlich ausbauen. Die Erfolgsquote bei Drittmittelanträgen hat sich deutlich verbessert. Allein 2024 wurden mit Unterstützung des Projekt- und Antragsservice über 50 Drittmittelanträge gestellt – knapp die Hälfte war erfolgreich. Zudem haben wir in den vergangenen zwei Jahren auch internationale Forschungsaktivitäten verstärkt und Projekte im EU-Förderkontext erfolgreich eingeworben.
Und wie fällt die Bilanz für weitere Bereiche aus?
Auch auf administrativer Ebene sind wir effizienter geworden – insbesondere in der Zusammenarbeit mit den Servicebereichen Finanzen, Personal und Recht. Das Publikationsaufkommen hat sich kontinuierlich gesteigert und der Anteil an Open-Access-Veröffentlichungen wächst stetig.
Stichwort Digitalisierung – was hat sich hierbei getan?
Der Forschungsbereich ist heute digital besser aufgestellt. Unser Forschungsinformationssystem (FIS) bildet den Kerndatensatz Forschung (KDSF) ab, wichtige Kennzahlen sind sofort abrufbar. Zukünftig wird der Aufbau entsprechender Schnittstellen es ermöglichen, Drittmittelanträge über das System transparent und zügig zu bearbeiten – von der Antragstellung über die Mittelbewirtschaftung bis zum Projektabschluss.
Klappern gehört zum Handwerk und Netzwerken zum Hochschulalltag. Was möchten Sie hervorheben?
Wir pflegen ein starkes Unternehmensnetzwerk in der Region und konnten im Transferbereich unter anderem die Zahl der Deutschlandstipendien erhöhen. Ein Höhepunkt ist unsere jährliche Firmenkontaktmesse mit rund 60 Ausstellerinnen und Ausstellern. Darüber hinaus haben wir die Zusammenarbeit mit anderen Hochschulen in Sachsen-Anhalt intensiviert – etwa im Rahmen der Förderinitiative TransInno_LSA („Innovative Hochschule“, 2018–2022), gemeinsam mit den Hochschulen Harz und Merseburg oder im landesweiten KAT-Kompetenznetzwerk für Angewandte und Transferorientierte Forschung.
Prof. Dr. Kerstin Baumgarten
ist Professorin für Gesundheitswissenschaften mit dem Schwerpunkt Theorie und Methoden der Gesundheitsförderung am Fachbereich Soziale Arbeit, Gesundheit und Medien.
Seit 2018 ist sie als Prorektorin für Forschung, Entwicklung und Transfer an der Hochschule Magdeburg-Stendal tätig.

Sie hatten auch die Hochschulkommunikation im Blick …
Das stimmt. Gemeinsam mit dem Bereich Hochschulkommunikation haben wir die Wissenschaftskommunikation deutlich ausgebaut. Besonders hervorheben möchte ich dieses Magazin, in dem wir seit 2018 in mittlerweile sieben Ausgaben die Forschungsaktivitäten der Hochschule anschaulich präsentieren.
Welche Meilensteine sind Ihnen seit 2018 besonders in Erinnerung geblieben?
Dazu gehört auf jeden Fall die Gründung der Promotionszentren auf der Grundlage des Promotionsrechts für Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) in Sachsen-Anhalt. Unsere Forschungsstärke macht es möglich, dass alle Fächer daran teilhaben. Ein weiterer Meilenstein war 2023 der Start unseres Forschungsinformationssystems FIS im Rahmen des Science Days am Standort Stendal.
Wie haben sich die Promotionszentren entwickelt?
Sehr positiv. Sowohl die Zahl der professoralen Mitglieder als auch die der Promovierenden ist kontinuierlich gewachsen. Mit der Internationalen Graduiertenakademie zum European Green Deal betreuen wir seit diesem Jahr auch internationale Doktorandinnen und Doktoranden. Ein besonderer Moment war für mich die erste Verteidigung im Promotionszentrum „Umwelt und Technik“ im Oktober 2023. Mit den hochschulöffentlichen Promotionsverteidigungen hat sich eine neue akademische Kultur an unserer Hochschule etabliert.
Es ist viel von Transparenz die Rede. Welche Beispiele zeigen, dass die Hochschule sie lebt?
Wir bekennen uns klar zu „Open Science“. Das heißt, wir bauen finanzielle, technische oder rechtliche Hürden ab, wo immer es möglich ist. Ein sichtbares Signal war die Unterzeichnung der „Berlin Declaration on Open Access“ im Jahr 2022. Damit haben wir uns auch nach außen klar verpflichtet, wissenschaftliches Wissen nicht im Elfenbeinturm verbleiben zu lassen, sondern öffentlich zugänglich zu machen.
Welche besonderen Herausforderungen gab es in Ihrer Amtszeit?
Die Strukturierung des gesamten Forschungsbereichs mit der Einrichtung des Projekt- und Antragsservice und der Implementierung des Forschungsinformationssystems sowie die Ausarbeitung von Open-Science-Strukturen waren Mammutaufgaben. Und der Aufbau der Promotionszentren in Abstimmung mit den anderen Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Sachsen-Anhalt gestaltete sich – von der Gesetzgebung bis zum Gründungsakt – in nur einem Jahr als echter Sprint.
Team Forschung und Entwicklung und Transfer,
v. l. n. r.: Friedrich Engelmann, Hagen Fehse, Antonia Pilz, Jeannette Zimmermann, Prof. Dr. Kerstin Baumgarten, Katrin Gruschka, Peter Rauschenbach, Heike Mahn, Beatrice Manske, Markus Lippmann, Christian Schache und Birgit Sinhuber.
Was waren die Katalysatoren für die erfolgreiche Entwicklung?
Die Grundlage bilden die erfolgreich eingeworbenen Projekte im Ressort Forschung, Entwicklung und Transfer – darunter das „KAT-Projekt“, „HS³ Go Europe“, „TransInno_LSA“ und das „gründet-Projekt“. Diese Projekte haben den Aufbau neuer Strukturen ermöglicht, insbesondere beim FIS und im Bereich des Projekt- und Antragsservice. Ebenso wichtig war die kontinuierliche Umsetzung von Strategiepapieren und Leitlinien, die während meiner Amtszeit entwickelt und durch den akademischen Senat verabschiedet wurden. Mir ist wichtig zu sagen: All das wäre ohne ein engagiertes Team, forschungsstarke Professorinnen und Professoren sowie die Unterstützung der Mitarbeitenden in den Servicebereichen nicht möglich gewesen.
Welche Impulse konnten Sie aus Ihrem Fachgebiet Gesundheitswissenschaften auf Hochschulleitungsebene einbringen?
Ich habe den Ansatz der Ressourcenorientierung, partizipative Vorgehensweisen, Wertschätzung in der Führungsarbeit, Methodenkompetenz und Projektmanagement eingebracht. Ich konnte zudem Impulse beim Aufbau und der Weiterentwicklung des Gesundheitsmanagements an unserer Hochschule setzen und meine Expertise einfließen lassen – ein persönliches Herzensanliegen. Dank des Engagements des Sport- und Gesundheitszentrums sind wir im Bereich des hochschulischen Gesundheitsmanagements bundesweit Spitze und haben zahlreiche Preise gewonnen.
Welche Schwerpunkte sehen Sie für die Arbeit im Bereich Forschung, Entwicklung und Transfer in den kommenden fünf bis zehn Jahren?
Angesichts knapperer Fördermittel, engerer Förderschwerpunkte und wachsender Konkurrenz wird es entscheidend sein, das Drittmittelaufkommen zu sichern. Der Projekt- und Antragsservice sollte dauerhaft etabliert werden, um Forschende nachhaltig zu unterstützen. Auch die Digitalisierung muss weiter vorangetrieben werden. Ich denke hier insbesondere an die Schaffung von Schnittstellen im Bereich des FIS, die Umsetzung des Forschungsdatenmanagements und KI in der Forschung. Die Grundlage für Stabilität sehe ich in Zukunft in einer Grundfinanzierung für Forschung an den Hochschulen für angewandte Wissenschaften. Auf dieser Grundlage könnten, wie an den Universitäten, feste Stellen im wissenschaftsunterstützenden Bereich finanziert werden. Zudem ist es wichtig, die Arbeit der Promotionszentren zu evaluieren und die Promotionszentren zu verstetigen. Interdisziplinäre Forschungsaktivitäten müssen weiter ausgebaut werden, um den komplexen Fragestellungen unserer Zeit gerecht zu werden.
Welche Erfahrungen als Prorektorin waren besonders bereichernd?
Ich bin stolz auf die kontinuierliche Entwicklung im Forschungsbereich in den vergangenen sieben Jahren. Besonders bereichernd war für mich der Blick über die Fachbereichsgrenzen, die Zusammenarbeit mit engagierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus allen Disziplinen und der enge Zusammenhalt in meinem Team. Auch in der Hochschulleitung konnte ich meine langjährige Erfahrung und Expertise in Lehre und Forschung gewinnbringend einfließen lassen. Mein besonderer Dank gilt der gesamten Campus-Community: Das Vertrauen in meine Arbeit war die Basis für die vielen positiven Entwicklungen in meiner Amtszeit.
Danke für das Gespräch.
Das Interview führte Manuela Bock
Meilensteine
2025
Mai 2025
Erste Promotionsverteidigung im Promotionszentrum „Sozial-, Gesundheits- und Wirtschaftswissenschaften“ am Standort Stendal
2024
seit Januar 2024
Sprecher-Hochschule des KAT-Kompetenznetzwerks für Angewandte und Transferorientierte Forschung des Landes Sachsen-Anhalt
Januar 2024
Aufnahme der Arbeit der Internationalen Graduiertenakademie (InterGrad) am Promotionszentrum „Umwelt und Technik“
Juni 2024
Neustart des Gründungsprojekts „Gründen im Grünen“
August 2024
Erweiterung des Projekt- und Antragsservices um den Themenbereich Forschungsdatenmanagement
20. November 2024
Forschungspreis erstmalig an wissenschaftsunterstützendes Personal verliehen (Forschungssupport)
2023
28. Juni 2023
Etablierung des jährlich stattfindenden „Science Barbeque“ Formats
Oktober 2023
Erste Promotionsverteidigung im Promotionszentrum „Umwelt und Technik“
22. November 2023
„h2-Science-Day meets Altmärkische Netzwerkkonferenz“
November 2023
Launch des Forschungsinformationssystems der Hochschule zur Abbildung des Kerndatensatz Forschung
13. Dezember 2023
Verabschiedung der „Ordnung zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis und zum Umgang mit wissenschaftlichem Fehlverhalten“ im Senat (Umsetzung DFG-Kodex)
2022
13. Juli 2022
Verabschiedung der „Open-Access-Policy“ im Senat
8. November 2022
Erste Tagung der Arbeitsgruppe „Open Access“
23. November 2022
Unterzeichnung der „Berlin Declaration on Open Access to Knowledge in the Sciences and Humanities“
2021
28. Januar 2021
Übernahme der Hauptanteile der FEZ Betreibergesellschaft Forschungs- und Entwicklungszentrum mbH durch die Hochschule
17. März 2021
Verabschiedung der Forschungs- und Transferstrategie im Senat
Juni 2021
Verleihung des Promotionsrechts durch das Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt sowie Start der Arbeit des hochschuleigenen Promotionszentrums „Umwelt und Technik“ und des hochschulübergreifenden Promotionszentrums „Sozial-, Gesundheits- und Wirtschaftswissenschaften“
2020
April 2020
Gründung des Projekt- und Antragsservice
seit Mai 2020
Verschlankung und Digitalisierung von Verwaltungsprozessen im Forschungsbereich
20. November 2020
Erster „SCIENCE TALK-Podcast“
2019
4. Dezember 2019
Erster „h2-Science-Day“ als Nachfolgeformat des Forschungstages
2018
März 2018
Start des Verbundvorhabens „TransInno_LSA“ zur strukturellen Evaluation und Modernisierung von Transfer- und Third-Mission-Aktivitäten (BMBF-Förderrichtlinie Innovative Hochschule) – Abschluss im Dezember 2022
August 2018
Start des EU-Hochschulnetzwerks „HS³ Go Europe“ zur Anbahnung und Unterstützung von EU-Projekten, seit 2024 unter neuem Namen „nEUtzwerk“
Dezember 2018
Erstausgabe des Forschungsmagazins „treffpunkt forschung“
5. Dezember 2018
Erster „SCIENCE TALK“ im Rahmen der Veranstaltung „Tag der Forschung“
Auf einen Blick
Jährliche Veranstaltungen und Höhepunkte im Forschungs- und Transferbereich
- Science Day (November)
- Science Barbecue (Juni)
- Firmenkontaktmesse (Mai)
- Vergabe Deutschlandstipendien (Oktober)
- Forschungsmessen (z. B. HANNOVER MESSE, Grüne Woche, MEDICA)
- Alumni-Verabschiedungen
- Ausgabe Forschungsmagazin „treffpunkt forschung“
Im Vergleich
Das Drittmittelaufkommen verzeichnete in den vergangenen Jahren eine insgesamt positive Entwicklung mit zeitweisen Schwankungen.
Auch die Zahl der vergebenen Deutschlandstipendien sowie der wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen stieg im Verlauf kontinuierlich an, was auf ein wachsendes Engagement und eine zunehmende Forschungsaktivität hinweist.
Magazine im Überblick
Aktuelle Ausgabe:
Ausgabe 7 | November 2025 (PDF)
Frühere Ausgaben:
Ausgabe 6 | November 2024 (PDF)
Ausgabe 5 | November 2023 (PDF)
Ausgabe 3 | November 2020 (PDF)
Ausgabe 2 | Dezember 2019 (PDF)
Ausgabe 1 | Dezember 2018 (PDF)
Die treffpunkt forschung erscheint jährlich
zum Science Day.
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