Impulse für Wissenschaft, Technik und Gesellschaft

Die folgenden Projekte zeigen, wie Forschung Zukunft gestaltet: mit neuen Ideen für Gesundheit, Klima, Arbeit, Stadtleben und Europa. Sie verbinden Wissenschaft mit Alltag, Technik mit Verantwortung und geben Impulse, welche die Gesellschaft wirklich bewegen.


Hitzekompetenz für Risikogruppen

Immer häufiger treten intensive Hitzewellen auf – mit Folgen für die Ge­sundheit, besonders für Risikogruppen wie Senior:innen und chronisch Erkrankte. Das Verbundprojekt „Hitzekompetenz gefährdeter Gruppen im Land Sachsen-Anhalt“ (HiLSA) erforscht unter der Verbundleitung von Prof. Dr. Stefanie March vom Fachbereich Soziale Arbeit, Gesundheit und Medien, wie sich Risikogruppen besser schützen und vorbereiten können. 

„HiLSA“ vereint Wissenschaftler:innen unter anderem aus Gesundheitswissenschaft, Psychologie und Umweltepidemiologie. Die Hochschule Harz bringt ihre Expertise in Geoinformatik ein. Durch die Verknüpfung von Versorgungs-, Bevölkerungs- und Wetterdaten sollen beispielsweise Vulnerabilitätskarten für Sachsen-Anhalt entstehen. Zudem steht die Gesundheitskompetenz im Fokus, etwa der Umgang mit Medikamenten bei Hitze oder die Nutzung öffentlicher Brunnen.

„Wir wollen wissenschaftlich fundierte, praxistaugliche Ansätze entwickeln, die im Alltag der Betroffenen wirksam werden“, betont Stefanie March. Aktuell wertet das Team Studien, gesetzliche Vorgaben und Best-Practice-Beispiele aus. Es folgen Befragungen und eine Netzwerk-Analyse: Einbezogen werden Betroffene und Praxisakteur:innen wie Krankenkassen und Wohlfahrtsverbände. Daraus soll am Ende unter anderem eine Toolbox entstehen, deren Inhalte noch offen sind. Denkbar ist alles, was bei Prävention und Hitzeschutz hilft – vom Flyer über eine App bis zu interaktiven Karten. Der partizipative Ansatz soll zudem Anknüpfungspunkte für andere Klimaereignisse wie Hochwasser bieten. 

Text von Manuela Bock

HiLSA

Leitung:
Prof. Dr. Stefanie March

Förderzeitraum:
1.1.2024–31.12.2027

Fördersumme:
2.045.268,79 Euro 

Förderprogramm:
Sachsen-Anhalt WISSENSCHAFT“ (EFRE)


Virtuelle Räume für reales Umdenken

Hitzewellen, Überschwemmungen, Artensterben – die Klimakrise prägt unseren Alltag. Doch obwohl die Bedrohung greifbar ist, führt das Wissen oft nicht zu Veränderungen. „Häufig besteht eine Knowledge-Action-Gap, eine Lücke zwischen Erkenntnis und Handeln“, erklärt Steffi Hußlein, Professorin für Interaction Design an der Hochschule Magdeburg-Stendal. „Daten und Fakten sind für Menschen häufig abstrakt, und sie fühlen sich nur begrenzt persönlich betroffen.“

Hier setzt das Forschungsprojekt „KlimaEcho“ an. Mit ihrem Team untersucht Hußlein, wie sich Klimafolgen in Virtual Reality (VR) unmittelbarer erleben lassen. Ziel ist es, auf Basis realer Daten ein immersives Szenario zu entwickeln, das emotional berührt. Studien aus Umweltpsychologie und Klimakommunikation zeigen, dass solche Erlebnisse stärker wirken als reine Zahlen. „In einer VR-Umgebung lassen sich die Folgen steigender Wasserstände so erleben, dass ein neues Bewusstsein entsteht“, sagt Hußlein. „Solche Erfahrungen könnten dazu führen, dass Menschen erkennen, wie der Klimawandel auch sie betrifft – und ihr Verhalten ändern.“ Das Team setzt auf interdisziplinäre Forschung: von Meeresspiegelanstieg über ökologische Folgen bis zur Wahrnehmung von Umweltveränderungen. Es untersucht, wie VR zum Hinterfragen des eigenen Handelns anregt, wie realistisch Umgebungen dafür sein müssen und wie sich VR als Lern- und Erlebnisraum gestalten lässt. „Letztlich“, so Steffi Hußlein, „soll unsere Forschung dazu beitragen, ein bewusstes und nachhaltiges Echo für unser Klima zu erzeugen.“

Text von Manuela Bock

KlimaEcho

Leitung:
Prof. Steffi Hußlein

Förderzeitraum:
1.5.2025–  30.4.2027

Fördersumme:
273.799,83 Euro

Förderprogramm:
Sachsen-Anhalt WISSENSCHAFT“ (EFRE)


Stütze für Rücken, Kopf und Arbeitsalltag

Pflegekräfte heben schwer, Lagermitarbeitende arbeiten im Akkord. Rücken­schmerzen gehören für viele zum Job dazu. Oft folgen Beschwerden, Krank­heitstage und langfristige Ausfälle. Hier setzt das Projekt „ELSA LogiCare – Exoskeleton Logistics and Care in Saxony-Anhalt“ an. Forschende der Fachbereiche Ingenieurwissenschaften und Industriedesign sowie der Angewandten Humanwissenschaften der Hochschule Magdeburg-Stendal testen den Einsatz passiver Exoskelette in Pflege und Logistik. Die Hypothese: Wer vor körperlicher Überbelastung des Rückens am Arbeitsplatz geschützt wird, bleibt länger gesund und leistungsfähig.

Eine Person demonstriert in einem Flur ein rückenunterstützendes Exoskelett und hebt eine Transportkiste an.
Max Schuhte, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt ELSA LogiCare, demonstriert das rückenunterstützende Exoskelett.

Foto: Matthias Piekacz

Die Projektlaufzeit bis zum Ende 2027 wird begleitet von einer Reihe interdisziplinärer Studien. Geleitet wird es von Prof. Dr. Olaf Ueberschär, Biomechaniker und Ex­perte für Mensch-Technik-Interaktion an der Hochschule Magdeburg-Stendal, in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Claudia Wendel, Professorin für Klinische Neuro­­psychologie. Ueberschär zufolge werden körperliche und kognitive Effekte erfasst, ebenso psychosoziale Faktoren – etwa die Akzeptanz im Team oder das Gefühl, beobachtet zu werden. „Die Exoskelette entlasten gezielt, sie greifen aber auch in gewohnte Abläufe ein. Uns beschäftigen zum einen technisch bedingte Einstiegshürden. Also: Wie einfach sind die Geräte anzulegen? Fühlen sich die Mitarbeitenden sicher? Oder bremsen Bedienkomplexität oder Einstell- und Wartungsaufwand den Alltag?“

Noch mehr als die Exoskelette stehen für die Forschenden die Menschen, für die solche infrage kommen, im Fokus. Gemeinsam mit Dr. Roberto Falz, Johannes Voß und weiteren Mitarbeitenden erhebt Prof. Ueberschär mentale Belastungen und deren subjektives Erleben. Zusätzlich erfasst das Team die konkreten Muskel-Skelett-Beschwerden der Teilnehmenden, außerdem Tragedauer und -häufigkeit der Exoskelette direkt im Arbeitsalltag. Auch die Wirkung auf die Konzentration wird untersucht. Die mehrmonatigen Feldstudien finden in namhaften Pflegeeinrichtungen und Logistikbetrieben in Sachsen-Anhalt und Sachsen statt – mit und ohne Exoskelett als sogenanntes Experimental- und Kontrollgruppen.

Text von Katrin Wöhler

ELSA LogiCare

Projektleitung:
Prof. Dr.-Ing. Olaf Ueberschär

Förderzeitraum:
1.1.2024 – 31.12.2027

Fördersumme:
986.169,84 Euro

Förderprogramm:
Sachsen-Anhalt WISSENSCHAFT“ (EFRE)


Hightech für saubere Städte

Überquellende Abfallbehälter, Müll am Straßenrand, Plastik in der Biotonne:Mit dem Forschungsprojekt „Smart-TRASH“ will die Hochschule Magdeburg-Stendal neue Lösungen für typische Probleme der Abfallwirtschaft finden. Ressourcen könnten besser genutzt, Fehlwürfe in falsche Behälter oder das achtlose Wegwerfen von Müll (Littering) verringert und das Bewusstsein für umweltgerechtes Handeln gestärkt werden. Das interdisziplinäre Projekt unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Gilian Gerke bindet dabei Studierende aktiv ein – so wird Nachhaltigkeitsbildung praktisch.

„Smart-TRASH“ arbeitet mit drei Schwerpunkten: Auf dem Campus der Hochschule in Magdeburg werden Abfallbehälter mit intelligenten Sensoren ausgestattet, die den Füllstand erfassen. Aus den Daten lassen sich Orte erkennen, an denen besonders viel Müll anfällt. So können Größe und Entleerungsintervalle der Abfallbehälter besser angepasst und Littering reduziert werden. Dazu untersucht „Smart-TRASH“, wie sich mithilfe von nicht-invasiver Sensortechnik Störstoffe in verschiedenen Abfallströmen erkennen lassen. Auf diese Weise soll die Qualität des Abfalls steigen und die Weiterverarbeitung erleichtert werden. Die dritte Säule des Projektes bildet ein interaktiver Demonstrator-Roboter. Er soll Bürger:innen spielerisch für die richtige Mülltrennung sensibilisieren. Besonders jüngere Zielgruppen und Menschen mit geringem Vorwissen können so durch direkte Ansprache und visuelle Elemente erreicht werden. Die Technik ist dabei an verschiedene Sprachen und Situationen im öffentlichen Raum anpassbar. Mit „Smart-TRASH“ reagiert die Hochschule auch auf ein ganz praktisches Problem: Stattliche 20 bis 40 Prozent Restmüll landen in Magdeburg noch immer in der Gelben Tonne.

Text von Friedrich Engelmann

Smart-TRASH

Projektleitung:
Prof. Dr.-Ing. Gilian Gerke

Förderzeitraum:
1.1.202431.12.2027

Fördersumme:
1.367.855,62 Euro

Förderprogramm:
Sachsen-Anhalt WISSENSCHAFT“ (EFRE)


Gemeinsam mit Europa forschen

Die Hochschule Magdeburg-Stendal ist Mitglied im EU-Hochschulnetzwerk Sachsen-Anhalt, das sich der Förderung europäischer Forschungsvorhaben im Land widmet. Gegründet wurde das Netzwerk im Jahr 2011. Anfang 2024 stellte es sich neu auf und schließt seitdem alle Universitäten und Hochschulen für Angewandte Wissenschaften des Landes als Projektpartner ein. Damit einhergehend stehen allen Partnereinrichtungen dedizierte Ressourcen für die Unterstützung von EU-Vorhaben bereit.

Die Serviceleistungen umfassen die Bereitstellung von Informationen, Vernetzungsaktivitäten, gezielte Antragsberatungen, das Projektmanagement und viele weitere Bereiche. Dabei ist der EU-Service stets an aktuelle Herausforderungen angepasst. Aktuell laufen mehrere Projekte an der Hochschule Magdeburg-Stendal, die in diversen wettbewerblichen Ausschreibungslinien der Europäischen Kommission eingeworben werden konnten.

Dazu gehört das Horizon-Europe-Projekt „Democracy in Action“. Unter der Leitung von Prof. Dr. Matthias Quent untersucht das Vorhaben kunst- und kulturbasierte Grassroot-Organisationen, um deren Potenzial zur Unterstützung von demokratierelevanten Prozessen in der EU zu verstehen. An dem Verbundprojekt sind insgesamt acht Forschungseinrichtungen aus sechs europäischen Staaten beteiligt. Die Schwerpunkte liegen u. a. in der Erforschung der Verbindung von virtuellen Erfahrungsräumen im sogenannten Metaverse mit politischem Engagement. Untersucht werden zudem Potenziale virtueller Räume, wie beispielsweise in Virtual Reality, durch immersives Erleben ein demokratisches Miteinander zu erzeugen und zu fördern.

Das Horizon-Europe-Projekt „TECHSIGHT“ unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Herzog verfolgt das Ziel, europäische Hochschulen an die Spitze der nachhaltigen Deep-Tech-Entwicklung zu bringen. Es sieht Hochschulen als wichtige Knotenpunkte im „Wissensdreieck“ mit Industrie und Politik und fördert eine zukünftige Führungsrolle Europas im Deep-Tech-Bereich. Zudem stärkt es die Innovations- und Entrepreneurship-Kultur durch die Einbeziehung zukunftsorientierter Horizontanalysen und strategischer Vorausschau, um Trends zu antizipieren. Die Zielsetzung besteht in der Stärkung eines vernetzten und nachhaltigen Deep-Tech-Ökosystems, das Wachstum und Einfluss in ganz Europa fördert.

Text von Friedrich Engelmann

nEUtzwerk

Projektleitung:
Prof. Dr. Kerstin Baumgarten

Förderzeitraum:
1.1.2024 – 31.12.2027

Fördersumme:
513.857,04 Euro

Förderprogramm: 
Sachsen-Anhalt WISSENSCHAFT“ (ESF+)


Alle Projekte finanziert aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und dem Europäischen Sozialfonds+ (ESF+) sowie Mitteln des Landes-Sachsen Anhalt.

Logo der Förderer

Kontakt zur Redaktion

Sie möchten das Forschungsmagazin als Print-Ausgabe lesen? Schreiben Sie uns.

Hintergrund Bild