Die WM in Katar: Eine Lehre für alle



Benjamin Best im Hörsaalzentrum der Hochschule Magdeburg-Stendal. Foto: Norbert Doktor

Die letzte Veranstaltung der Ringvorlesung „Fußball als Menschenrecht“ ist vorbei. Gast war der Investigativ-Journalist Benjamin Best vom WDR. Er sprach über seine umfangreiche Recherchearbeit in Katar und der Notwendigkeit der Berichterstattung.




Obwohl die WM in Katar abgeschlossen ist, sind es die Diskussionen noch nicht und daher Thema der finalen Vorlesung der Ringvorlesung an der Hochschule Magdeburg-Stendal. 
„Die WM in Katar war in vielerlei Hinsicht eine Besondere“, sagt Benjamin Best, deutscher Journalist, Filmregisseur und Autor in einem vollbesetzten Hörsaal vor etwa 100 Gästen. Best recherchierte über ein Jahrzehnt zu den menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen der Gastarbeiter in Katar, flog insgesamt fünfmal in das Land. Wegen der kontroversen Vergabe der WM im Jahr 2010 wurde er erstmals auf das Land aufmerksam und recherchierte von da an regelmäßig. Wie konnte ein Land, das im Vergleich zu anderen so wenig Fußballtradition aufweist, Ausrichter der WM 2022 werden? 
Best bekommt von seinen Kontakten Videos, Bilder und Dokumente zugesendet, die er in Form einer vierteiligen Doku-Reihe „Gefangen in Katar“ in der ARD veröffentlicht. „Normalerweise lade ich das Material in eine Cloud, damit diese sicher verwahrt sind. Bei der Menge an Material musste ich aber auf Festplatten zurückgreifen“, erzählt er. Besonders bei der Ausreise aus Katar war die Angst groß, man könne diese finden und konfiszieren. 



Dass Investigativ-Journalismus mit einem gewissen Risiko verbunden ist, war spätestens bei dieser Schilderung jedem im Raum klar. Aufgrund der intensiven Berichterstattung der Gerichtsverhandlungen zu Korruptionsvorwürfen der Vergabe in den USA 2015, werden immer mehr Menschen auf Katar aufmerksam. Auch die katastrophalen Lebensbedingungen der Gastarbeiter werden aufgedeckt, die die Regierung von Katar vehement leugnet. Sie inszenieren Vorzeige-Camps, die Journalisten filmen dürfen, aber weit von der Realität der eigentlichen Camps entfernt sind. In diesen herrscht strengstens Filmverbot.
„Das WDR-Magazin ‚Sport Inside‘ hat mich beauftragt, diesen Aussagen nachzugehen. Wir wollten schauen, ob sich wirklich etwas an der Situation vor Ort getan hat“, sagt Best und der Ausgang dieser Recherchen ist bekannt. Die Situation hatte sich nicht verbessert und seine Kontakte berichten von teilweise achtmonatigen Perioden ohne Gehalt.



In der anschließenden Fragerunde hatte das Publikum die Möglichkeit, Fragen zu seiner Arbeit, als auch im Allgemeinen zum Thema WM in Katar zu stellen. So wurde über die vergleichsweise schlechte Einschaltquote in Deutschland, aber auch journalistisches Handwerk, wie zum Beispiel das Verifizieren von Dokumenten mit Benjamin Best diskutiert.



Die Ringvorlesung hat sich mit den unterschiedlichen Facetten des Themas ‚Fußball als Menschenrecht‘ beschäftigt und mit einem Rückblick auf die WM in Katar geendet. In zehn Veranstaltungen wurden Themen wie Sport, Gesellschaft, Politik, Wissenschaft und Journalismus betrachtet und mit unterschiedlichen Gästen vor insgesamt rund 850 Besuchern diskutiert. Der Pressesprecher der Hochschule Norbert Doktor hat die Ringvorlesung mitorganisiert und sagt: „Wir hatten einen ausgewogenen Mix an Themen, Gäste, die viel zu sagen hatten, sowie ein hochinteressiertes Publikum – bei Weitem nicht nur aus der Hochschule. Die Arbeit hat sich gelohnt.“ (Text: Leonie Deubig)

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