Ausstellungsprojekt und Buchvorstellung: „Kunst in der Altmark. Anders Sehen“
Soeben ist das Buch „Kunst in der Altmark . Anders Sehen – 17 Künstlerinnen und Künstler im Gespräch“ im Mitteldeutschen Verlag erschienen. Der 250-seitige Band war ursprünglich als Begleitbuch zum gleichnamigen Ausstellungsprojekt der Hochschule Magdeburg-Stendal geplant. Nun macht das Buch auf die für den 1. Oktober angekündigte Ausstellung im Kunsthaus Salzwedel und der anschließenden Präsentation in der Landesvertretung Sachsen-Anhalt in Berlin richtig neugierig.
2018 begann Günter Mey, Professor für Entwicklungspsychologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal, sein Interviewprojekt zu „Kunst in der Altmark“. In diesem wurden Künstlerinnen und Künstler, die in der Altmark leben und arbeiten, zu ihren Werdegängen, ihrem Kunstverständnis und den regionalen Besonderheiten befragt. Parallel wurde die Stendaler Fotografin Jasmin Schubert beauftragt, mit den Interviewten eine Fotosession mit Atelier- und Portraitaufnahmen zu machen. Die Werkrecherche erfolgte von Günter Mey und seiner Projektassistentin Ines Hnatek kontinuierlich.
Die Ergebnisse all dieser Arbeitsschritte sind nun im Buch „Kunst in der Altmark . Anders Sehen – 17 Künstlerinnen und Künstler im Gespräch“ kompiliert. Aufgrund der für das Buch beibehaltenen Interviewform entsteht aus der Konfrontation der Gespräche mit den abgebildeten Werken sowie den ausdruckstarken schwarz-weiß-Fotos eine eindrucksvolle Dokumentation über die Vielfalt der Kunstszene in der Altmark.
Kunst in der Altmark – keine Altmark-Kunst
Deutlich wird, sagt der Projektleiter und Ausstellungskurator Mey, „dass ein Label 'Altmark-Kunst' nicht trägt angesichts der vielfältigen künstlerischen Positionen und Stile“. Aber er weist auch auf Gemeinsamkeiten hin, denn die Entscheidung für die Kunst, gerade fernab der Metropolen, bringt vielfältige Herausforderungen mit sich. „Dabei spielen existenzielle Fragen im doppelten Wortsinne eine Rolle: Es geht um Fragen des sich Finanzierens, aber mehr noch um Fragen der menschlichen und gesellschaftlichen Existenz als Themen und Anliegen der Kunstschaffenden. Dies gilt generell, aber für die Altmark als strukturschwache Region nochmals besonders“. Insofern sind auch Initiativen wie der Künstlerhof Dahrenstedt, die Künstlerstadt Kalbe, das Kunsthaus Salzwedel oder das Kunstfestival Wagen & Winnen bedeutsam. Dazu sagt der Kurator Mey: „Das Besondere ist, dass es die Aktivitäten in der Altmark gibt, nicht 'trotz", sondern auch wegen der lokalen Besonderheiten, eben um über Kunst wirksam zu sein und Perspektiven aufzeigen“
Ausstellungsvorbereitungen
Die Ergebnisse aus der Interviewstudie werden nun eigens aufbereitet und als textuelle, auditive und visuelle Installationen in der Ausstellung dargeboten. Die Arbeiten sind weit vorangeschritten, der Ausstellungsmacher wartet nun darauf, dass die Realisation der Ausstellung auch pandemie-bedingt machbar ist. Ursprünglich war die Eröffnung im Januar des Jahres geplant. Anvisiert wird nun die Vernissage für den 30. September.
In den Ausstellungsräumen des Kunsthaus Salzwedel und darin präsentierten Werke der 17 bildenden Künstlerinnen und Künstler sollen zwei Perspektiven miteinander verwoben werden, um den gewählten Untertitel „Anders Sehen“ umzusetzen. Günter Mey erläutert dies so: „Neue Blickrichtungen zu eröffnen, und mit Sehgewohnheiten zu brechen, ist der Kunst immanent und ist Motiv künstlerischer Praxis – die in der Ausstellung ausgestellten Werke transportieren diesen Anspruch. Es geht uns aber auch darum, einen Blick 'hinter die Werke' zu nehmen und die Künstlerinnen und Künstler 'anders zu sehen' und ihnen auch 'nahe' zu kommen.“
Zusätzlich zu den Collagen und Installationen unter Beteiligung des Hamburger Filmemachers Günter Wallbrecht, mit dem der Kurator Mey schon im Rahmen seiner Ausstellung „Jugendkultur in Stendal: 1950-1990“ zusammengearbeitet hat, wurden von Thomas Laleike, Grafik- und Kommunikationsdesigner aus Stendal, in 3D realisierte virtuelle Atelierbesuche umgesetzt. Diese ermöglichen es, den Raum für künstlerische Schaffensprozesse erfahrbar zu machen, wie die gesamte Ausstellungsarchitektur Einsichten in den Kunstbetrieb eröffnen soll.
Rahmenprogramm in Vorbereitung
Das Ausstellungsteam um Günter Mey erarbeitet auch noch ein Rahmenprogramm zur Ausstellung. Neben Filmabenden gibt es ARTalks, in denen Diskussionen zwischen den Kunstschaffenden stattfinden und Gespräche mit Künstlerinnen und Künstlern möglich sind.
Zudem wurde eine Webseite eingerichtet. Sollte es aber aufgrund der Pandemie doch noch länger dauern, wird das Kunstspektakel auch virtuell gehen. „Wir könnten schon jetzt die Ausstellung ins Netz verlagern, aber wir wollen warten, denn die Raumerfahrung – gerade aufgrund unserer Installationen im 'Dialog' mit Werken – bildet eine leibliche Erfahrung, die sich im Internet nur wenig herstellen lässt“, begründet Mey diese Entscheidung und hofft, dass er die Ausstellung Ende September eröffnen kann. Das Buch bietet die Gelegenheit, die Wartezeit zu überbrücken und schon mal die Künstlerinnen und Künstler sowie deren Werke kennen zu lernen.
Weitere Informationen auf der Webseite:
ausstellung-kunst-in-der-altmark-anders-sehen.h2.de