Gesund und fit bis ins hohe Alter – wie gut werden in Sachsen-Anhalt Präventionsmaßnahmen im Alter genutzt?

Neben einer gesunden Lebensführung ist auch Vorsorge das A und O, um viele alterstypische Erkrankungen rechtzeitig zu erkennen und frühzeitig behandeln zu können oder gar nicht erst auftreten zu lassen. In der Studie „Prävention im Alter Sachsen-Anhalt – PrimA LSA“ untersuchen das Institut für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung (ISMG) der Medizinischen Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und der Fachbereich Soziale Arbeit, Gesundheit und Medien der Hochschule Magdeburg-Stendal, in welchem Umfang sogenannte Präventionsleistungen, wie beispielsweise Impfungen, Krebsfrüherkennung und der Gesundheits-Check-up in der Altersgruppe der über 55-Jährigen in Anspruch genommen werden. Dazu ist ab April 2021 eine großangelegte Einwohnerbefragung in Magdeburg, Halle (Saale), Sangerhausen und Wanzleben-Börde geplant. Ziel ist es, insgesamt 4.000 Personen ab einem Alter von 55 Jahren zu befragen. Die Personen wurden per Zufall von den jeweiligen Einwohnermeldeämtern als Teilnehmende für die Befragung ausgewählt.  Die Ergebnisse sollen dabei helfen, Präventionsangebote weiter zu verbessern sowie deren Inanspruchnahme zum Erhalt von Gesundheit und Lebensqualität zu fördern. Die Studie wird vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert.

Chronische Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs zählen zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Im Jahr 2018 waren laut Krankenhausdiagnosestatistik 8,5 % aller vollstationären Krankenhausfälle auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückzuführen. In Sachsen-Anhalt ist die vollstationäre Hospitalisierungsrate im Vergleich zum Bundesdurchschnitt um 17,2 % erhöht (Quelle: Deutscher Herzbericht 2019).

„Es gibt viele Faktoren, die sich entscheidend auf die Gesundheit der Menschen auswirken. Durch erfolgreiche Präventionsmaßnahmen ließe sich diese Krankheitslast verringern. Für Sachsen-Anhalt liegen aber bisher keine fundierten Daten zur Inanspruchnahme präventiver Leistungen vor, die auch die Sicht der Einwohnerinnen und Einwohner einschließen. In unserer Untersuchung interessieren uns daher vor allem die Gründe, weshalb spezielle Angebote von dieser Bevölkerungsgruppe gut oder nicht genutzt werden“, erklärt Studienleiter Privatdozent Dr. Enno Swart vom ISMG der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. „Dazu befragen wir Einwohnerinnen und Einwohner aus städtisch und ländlich geprägten Gemeinden und erhoffen uns eine repräsentative Stichprobe. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen dabei helfen, Angebote der Prävention sowie deren Inanspruchnahme weiter zu verbessern“, erläutert Prof. Dr. Stefanie March von der Hochschule Magdeburg-Stendal.

Die 4.000 zufällig ausgewählten Personen erhalten per Post Fragebögen zum Ausfüllen. Gefragt wird zum Beispiel nach dem individuellen Impfverhalten oder ob die jährliche Kontrolluntersuchung beim Zahnarzt regelmäßig in Anspruch genommen wird. Die Teilnahme ist freiwillig und die Auswertung der Daten erfolgt anonymisiert.

Neben der Befragung werden in den kommenden anderthalb Jahren zusätzlich Abrechnungsdaten des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung und der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalts anonym und unter Wahrung des Datenschutzes ausgewertet. Neben diesen statistischen Auswertungen sollen Einwohnerinnen und Einwohner sowie Akteure des Gesundheitswesens ab dem Sommer 2021 vertiefend zu fördernden und hemmenden Faktoren bei der Inanspruchnahme präventiver Leistungen von den Projektmitarbeiterinnen interviewt werden. Zudem sollen die Informationsangebote gesetzlicher Krankenkassen zu diesem Thema analysiert und deren Qualität bewertet werden.

Beide Wissenschaftler betonen: „Der steigende Bedarf gerade bei der medizinischen Versorgung der alternden Bevölkerung macht es zwingend notwendig, bereits frühzeitig den Blick auf gezielte Maßnahmen der Prävention zu richten.“ Sachsen-Anhalt ist als ländlich geprägtes Bundesland stärker vom demografischen Wandel betroffen, als andere Bundesländer. Obwohl sich die Arztdichte seit den 1980er Jahren mehr als verdoppelt hat, gilt Sachsen-Anhalt laut Daten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung mit nur 188-195 Ärzten je 100.000 Einwohnern als unterversorgtes Bundesland und zu den Schlusslichtern im bundesweiten Ranking.

Das Projekt „Prävention im Alter Sachsen-Anhalt – PrimA LSA“ (Förderkennzeichen ZS/2019/07/99610 und ZS/2020/06/145442) wird als Teilprojekt im Forschungsverbund Autonomie im Alter vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und dem Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt gefördert.

Kontakt für Nachfragen:
Prof. Dr. Stefanie March, Hochschule Magdeburg-Stendal
E-Mail: stefanie.march@h2.de

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