Hochschule befragt junge Menschen in ländlichen Räumen: Altmärkische Jugend zwischen Gehen und Bleiben

Die Hochschule Magdeburg-Stendal hat die Lebenssituationen von Jugendlichen in ländlichen Regionen und Kleinstädten untersucht. Dafür wurden in fünf Bundesländern über 800 junge Menschen im Alter zwischen 12 bis 18 Jahren befragt. Fast ein Viertel davon aus der Altmark. Negativ betrachtet, schließen fast 80% die Abwanderung aus der Altmark nicht aus. Positiv betrachtet, sind sich weniger als 30% wirklich sicher, dass Sie für immer wegwollen. Am 27. November wird die Studie in einer digitalen Präsentation vorgestellt.

„Viele ländliche Gemeinden sind bemüht, keine jugendfreien Zonen zu werden. Mit unserer Studie hoffen wir Anregungen zu geben“ erklärt Günter Mey, Professor für Entwicklungspsychologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Im Rahmen eines geförderten Projektes (Details unten) hat er als Studienleiter gemeinsam mit Prof. Susanne Borkowski und Benjamin Ollendorf von Kinderstärken e.V. die Befragung  ausgewertet, die vor Ort mit Unterstützung regionaler Projektkoordinationen erhoben wurden; in der Altmark war dies die Landesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung Sachsen-Anhalt e. V. Junge Menschen aus dem ländlichen Raum und kleinstädtischen Milieus gaben Einblick in ihre Lebenssituationen und berichteten davon, was ihnen wichtig ist, um zufrieden in ihren Regionen leben zu können.

Insgesamt unterscheidet sich das Jugendleben auf dem Lande nicht gänzlich von städtischen Jugendkulturen. „Auch junge Menschen in der Altmark verbringen nach der Schule viel Zeit mit Freunden und im Internet.“ hält Benjamin Ollendorf fest, der für die Datenerfassung der Online-Umfrage zuständig war. Den Antworten zufolge unterscheidet sich das Jugendleben auf dem Lande nicht gänzlich von städtischen Jugendkulturen. Jugendliche in ländlichen Regionen leben jedoch in anderen räumlichen Strukturen. Daher ist nicht allein die Anzahl an Angeboten für Shopping, Kultur und Freizeit ist ausschlaggebend, sondern ihre Erreichbarkeit. Im ländlichen Raum sind viele Angebote nicht direkt ‚vor der eigenen Haustür‘. „Jugendkultur muss gelebt und direkt erfahren werden! Es geht um ein ‚Dabei-Sein‘. Voraussetzungen dafür sind schnelles Internet und eine gute Verkehrsinfrastruktur“, sagt Prof. Mey, ein Experte für Jugendszenen.

Deutlich zeigt die Studie, dass Jugendliche, die gut in das regionale Leben eingebunden sind und in ihren Kommunen Möglichkeiten zur Verwirklichung eigener Ideen haben, zufriedener sind und seltener abwandern wollen. „Selbstorganisierte Freizeit hat einen hohen Stellenwert. Wo vorgefertigte Angebote schwerer zu erreichen sind, wird die Freizeitgestaltung häufiger in die eigene Hand genommen.“ sieht Professorin Susanne Borkowski eine große Chance besonders für Kommunen, die weniger Angebote für junge Menschen vorhalten können. Die Förderung jugendlichen Engagements und Selbstwirksamkeit eröffnet Möglichkeitsräume zur Belebung von Regionen. Dadurch können Haltefaktoren und langfristige Bleibeperspektiven entstehen. Dies ist besonders wichtig für strukturschwache Regionen, denen durch den demografischen Wandel eine Überalterung droht. Borkowski ergänzt: „Allerdings ist diese Selbstorganisation auch ein zweischneidiges Schwert. Jugendliche handeln nicht immer so, wie Erwachsene das erwarten.“ Eine gute Kommunikation zwischen Kommunen und jungen Menschen ist entscheidend.

Eine Schlussfolgerung liegt für die Studienverantwortlichen auf der Hand: Als Kommune ein Konzept zu haben, das Partizipation und Engagement ermöglicht und einen Dialog zwischen den Generationen befördert, ist ein Schlüssel für mehr Jugendfreundlichkeit im ländlichen Raum.

Weiterführende Informationen: www.h2.de/hochschule/fachbereiche/angewandte-humanwissenschaften/forschung/heimat-land-jugendkultur.html

Es besteht die Möglichkeit der Zusatzinformationen und Fragemöglichkeit am 27.11.2020 zwischen 13 bis 14 Uhr während der digitalen Präsentation für Interessierte aus Politik, Kommunalverwaltung, Regionalplanung, Jugendarbeit. Anmeldung bei KinderStärken e.V., Marie Weitz:
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