Hochwasser: „Jetzt ist die Aufmerksamkeit sehr groß“

Prof. Dr.-Ing. Daniel Bachmann forscht an der Hochschule Magdeburg-Stendal zu Hochwasserschutz und Hochwasserrisikomanagement. Foto: Matthias Sasse.

Es sind eher trockene Zeiten in Magdeburg während im Westen und Süden Deutschlands das Wasser mehr als hundert Todesopfer fordert und ganze Ortschaften zerstört. Wir sprachen mit Prof. Dr.-Ing. Daniel Bachmann über die Besonderheiten der aktuellen Katastrophe, Möglichkeiten der Hochwasserschutzes und das Potenzial der Hochschule in diesem Bereich. Bachmann ist am Fachbereich Wasser, Umwelt, Bau und Sicherheit (WUBS) Professor für Hydromechanik, hydrodynamische Modellierung und Hochwasserrisikomanagement.

Warum kam die Katastrophe nach dem Regen so schnell?

Das hängt zum einen mit dem doch intensiven andauernden Niederschlag zusammen, zum anderen mit der Topographie der betroffenen Einzugsgebiete. Es sind kleine bis mittlere Einzugsgebiete im Mittelgebirge, die entsprechend steil sind und enge Täler aufweisen. Das führt natürlich zu einer schnellen Abflusskonzentration; in den engen Tälern ist dann auch ein weites Ausufern nicht möglich. Mit der entsprechenden Bebauung kann das dann natürlich zu einer Katastrophe führen.

Was hätte – nach Ihrem heutigem Kenntnisstand – in den betroffenen Gebieten anders laufen müssen? Wurde zu spät gewarnt?

Das ist für mich aus der Ferne und zu diesem Zeitpunkt sehr schwierig zu beurteilen. Ich habe im Endeffekt auch nur die Informationen aus der Presse und keine Vorort-Informationen. Aber ja, die Frage wird im Nachgang für jedes Flussgebiet einzeln untersucht werden müssen; denn die Anzahl der Opfer ist verheerend!

Nehmen Menschen Warnungen des Wetterdienstes nicht ernst?

Neben einer verspäteten oder unklaren Warnung ist das sicherlich ein weiterer Punkt der für hohe Anzahl an Opfer verantwortlich sein kann. Wahrscheinlich war es eine Mischung aus teilweise unzureichender Warnung und teilweise unzureichender Umsetzung der Warnung.

Wie sind Ihre grundsätzlichen Erfahrungen? Hören Politik und Verwaltung Ihnen ausreichend zu?

Teils teils. Jetzt ist die Aufmerksamkeit natürlich sehr groß. Leider – muss man sagen – muss es erst zu einem solch tragischen Ereignis kommen. Besonders von der Politik wünsche ich mir kontinuierlich mehr Aufmerksamkeit für die Sache. Denn neue Werkzeuge und Ansätze aus der Forschung müssen gerade von der Politik mehr und kontinuierlicher unterstützt werden.

Das Thema Klimawandel ist sicher unstrittig. Müsste aber nicht viel mehr getan werden, um sich auf veränderte Bedingungen einzustellen?

Ja, definitiv. Denn wir sind mittendrin im Klimawandel.

Was kann das konkret sein?

Das sind Klimaanpassungsmaßnahmen, wie Maßnahmen für den Hochwasserschutz an Flüssen, an der Küste und in urbanen Bereichen; aber auch das Niedrigwassermanagement in trockenen, heißen Perioden wird immer wichtiger werden. Wir erinnern uns an die Sommer 2018 und 2019.

Welche Bereiche davon deckt der Fachbereich WUBS in Forschung und Lehre ab?

Genau diese Themen werden hier bei uns im Studium abgedeckt: besonders die Wasserwirtschaft (Bachelor-Studiengang Wasserwirtschaft), aber auch das Katastrophenmanagement (Bachelor-Studiengang Sicherheit und Gefahrenabwehr) sind bei der Klimaanapassung gefragt!

Gibt es überhaupt genügend gut ausgebildete Wasserwirtschaftler/Hochwassermanager in Deutschland?

Nein, wir freuen uns über jeden Studierenden. Die Berufsperspektiven sind großartig. Sowohl die verantwortlichen Behörden als auch die freie Wirtschaft benötigen dringend Nachwuchs!

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