Nachhaltig aufladen ohne Netz: Hochschule entwickelt System zu Stromversorgung an Orten ohne Netzanschluss

Entspannt unter dem Solardach sitzen, während der Akku des E-Bikes geladen wird. Grafik: Electrum Sp. O.o.

Wer mit dem E-Bike in der Natur unterwegs ist, dem steigen schnell die Schweißperlen auf die Stirn, wenn der Akku leer ist. Befindet sich nicht in unmittelbarer Nähe eine Lademöglichkeit, dann muss der Heimweg allein mit Muskelkraft bewältigt werden. Doch wie kann elektrische Energie auch an Orten zur Verfügung gestellt werden, die nicht an das Stromnetz angeschlossen sind, zum Beispiel in abgelegenen Parkanlagen oder Naturparks?

Mit dieser Frage beschäftigt sich das Forschungsprojekt „Energy Hub“ an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Seit November vergangenen Jahres arbeitet Prof. Dr.-Ing. Przemyslaw Komarnicki gemeinsam mit den wissenschaftlichen Mitarbeitern Dr.-Ing. Christoph Wenge und Dr.-ing. Bartlomiej Arendarski an einem vom Stromnetz unabhängigen System, das elektrische Energie aus alternativen Energiequellen an genau diesen Orten zur Verfügung stellen kann. Gefördert wird das Projekt vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie des Landes Sachsen-Anhalt.

Lademöglichkeit ohne Stromnetz

Der entwickelte „Energy Hub“, kurz „E-Hub“ erinnert auf den ersten Blick an eine Bushaltestelle. Doch neben überdachten Sitzbänken bietet das System mehrere Lademöglichkeiten für E-Bikes, E-Scooter und mobile Endgeräte wie Smartphones oder Fitnesstracker. Wie das Ganze funktioniert? Elektrische Energie bezieht das System über Photovoltaik, erklärt Komarnicki, also über Sonnenenergie. Der „E-Hub“ kann damit Geräte laden und die Energie mittels einer Batterie speichern. Das sei notwendig, da der Verbrauch beispielsweise in Parks sehr wechselhaft sei. „In kritischen Momenten kann eine verbaute Brennstoffzelle das ‚E-Hub‘-Netz kurz stabilisieren.“ Solche Momente können beispielsweise bei fehlendem Sonnenlicht oder vielen Verbrauchern zustande kommen. Der „Energy Hub“ funktioniert unabhängig und muss nicht an das Stromnetz angeschlossen werden. Aus ökologischer, wirtschaftlicher und technischer Sicht macht ein solcher Anschluss an dezentralen Orten wie Parkanlagen oder Naturparks nämlich wenig Sinn, erklärt Komarnicki.

Kleiner Beitrag zur Energiewende

Das System stellt aber nicht nur kostenlose Energie an Orten bereit, an denen Bedarf besteht, aber häufig die Versorgung eng ist. Ein weiterer Vorteil gegenüber anderen Lademöglichkeiten im öffentlichen Raum sei auch dessen Nachhaltigkeit. „Die Energie ist regenerativ, weil es keinen Anschluss an das Stromnetz gibt. Sie wird allein durch die Sonne gewonnen.“ Die Leistung des Systems sei aber beschränkt. Schließlich bietet das Dach des „E-Hubs“ je nach Größe nur eine begrenzte Fläche für Solarzellen. E-Autos können also beispielsweise nicht geladen werden. Mit dieser beschränkten Leistung sei das System zwar nicht die Lösung der Zukunft für die Energieversorgung im öffentlichen Raum, aber Komarnicki ist überzeugt: „‚Energy Hub‘ leistet einen kleinen Beitrag zur Energiewende und bietet einen Mehrwert für die Standorte.“

Die Konzeptionierung des „E-Hubs“ an der Hochschule Magdeburg-Stendal ist größtenteils abgeschlossen. In der kommenden Projektphase soll ein Prototyp hergestellt und getestet werden. Mit der Produktion des Prototypen wurde Ende Februar die polnische Firma „Electrum Sp. O.o.“ beauftragt. Komarnicki hofft, dass der erste „E-Hub“  in diesem Jahr auf dem Campus der Hochschule aufgestellt wird. Dann können dort mobile Geräte, E-Bikes oder E-Scooter kostenlos und nachhaltig aufgeladen werden.
Text: Katharina Michel

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