Studie: Angst vor Umweltbelastung, aber Kritik an staatlichen Umweltschutzmaßnahmen
 
     Der Campus Magdeburg mit dem Multikomplexgebäude. Foto: Matthias Piekacz
Junge Menschen interessieren sich für den Klimawandel und seine Folgen. Die Maßnahmen der Bundesregierung zu dessen Bekämpfung sehen sie jedoch kritisch. Trotzdem lehnen die meisten von ihnen Diskursangebote von äußerst rechten Akteurinnen und Akteuren ab. 
Das ist das Ergebnis       einer       qualitativen Fallstudie des Forschungsprojekts „Rechtsextremismus       in       ökologischen Transformationsräumen: Diskursangebote, Resonanzwege       und       demokratische Alternativen (RIOET)“.        Marleen     Hascher, Sozialwissenschaftlerin und Autorin der Studie, ist     wissenschaftliche     Mitarbeiterin am Institut für demokratische Kultur der     Hochschule     Magdeburg-Stendal und dort Teil des RIOET-Projektteams. Ein     Überblick über die     Ergebnisse. 
       
       Zeitz: Junge Menschen haben Angst vor Umweltbelastung, aber       kritisieren       staatliche Umweltschutzmaßnahmen
     
     Beispielsweise junge       Menschen in Zeitz       (Sachsen-Anhalt): Sie befürworten tendenziell den       Braunkohleausstieg, sehen den       Klimawandel als reale Gefahr an und beschweren sich über       Umweltbelastung durch       den Braunkohleabbau in ihrer Nähe. Gleichzeitig haben sie       Verständnis für Angst       vor dem Verlust von Arbeitsplätzen und stehen Windkraftanlagen       eher skeptisch       gegenüber. Sie fürchten, dass diese nicht wirklich       umweltfreundlich sind,       unästhetisch aussehen und keine sichere Stromversorgung bieten       können.
     
     Klimaschutzdiskurse:       Einfallstor für rechte       Akteur:innen
     
     Diese Skepsis machen sich       auch rechte Akteur:innen       zu Nutze: Sie eignen sich Themen wie den Schutz des „Deutschen       Waldes“, die       Angst vor Arbeitsplatzverlust oder die Ablehnung von       Windkraftanlagen an und       nutzen diese als Einfallstor, um eine nationalistische Agenda zu       verbreiten und       sich gegen Klimaschutzmaßnahmen zu positionieren.
     
     Politische       Bildung als Mittel gegen äußerst rechte Narrative
     
     Die     Studie zeigt: Wenn junge Menschen über äußerst rechte Akteur:innen     vorinformiert sind, haben sie weniger Interesse an deren     Diskursangeboten.     Selbst wenn sie einzelne Einstellungen (z. B. Ablehnung von     Windkraftanlagen,     Sorge um bezahlbare Energie) mit ihnen teilen, grenzen sie sich     trotzdem von     ihnen ab. Dies begründen sie mit der antidemokratischen Grundhaltung     der Akteur:innen.
     
     Marleen     Hascher hierzu: „Wir müssen jungen Menschen auf regionaler und     bundesweiter     Ebene demokratische Werte sowie Wissen über antidemokratische rechte     Akteur:innen     vermitteln. Insbesondere bei klimapolitischen Themen sollen     demokratische und     effektive Lösungen aufgezeigt werden.“ Hierbei, so Hascher, empfehle     sich die     Nutzung der sozialen Medien sowie die Förderung von Medienkompetenz,     so dass     „Fake News“ äußerst rechter Akteur:innen schnell erkannt würden.     Zudem sollten     Umweltschutzorganisationen zum Thema „Vereinnahmung durch rechte     Akteur:innen“     sensibilisiert werden. 
     
     Befragung       von 60 jungen Menschen
     
Insgesamt wurden 60 junge Menschen im Alter von 17 bis 26 Jahren aus Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen und Nordhessen mit qualitativen Interviews für die Studie befragt. Zudem wurden auch Expert:innen aus Jugendarbeit, politischer Bildung und Wissenschaft interviewt. Für das Forschungsprojekt kooperiert die Hochschule Magdeburg-Stendal mit der Hochschule Düsseldorf; gefördert wird es von dem Bundesprogramm „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
     
     Die beiden Situationsanalysen der Forschungsregionen in Ost- und Westdeutschland lassen sich auf der Webseite des Instituts für       demokratische Kultur vollständig einsehen.
 
       


