Transparenz auf dem Mensa-Teller
Eine Maßnahme des Projekts KlimaPlanReal ist es, durch Information und CO₂-Kennzeichnung in der Mensa bewusste Entscheidungen zu erleichtern. Foto: Matthias Piekacz
Auto oder Bahn? Heizkörper hochdrehen oder Pullover anziehen? Linsenburger oder Rindersteak? Mit jeder kleinen und großen Entscheidung beeinflussen wir, wie viel Kohlendioxid wir verursachen. Das Umweltbundesamt schätzt, dass allein die Bereiche Bauen und Wohnen, Mobilität sowie Ernährung für 70 bis 80 Prozent der Umweltfolgen unseres Konsums verantwortlich sind.
Die Hochschule Magdeburg-Stendal greift dieses Thema im Projekt ‚KlimaPlanReal‘ auf und arbeitet gemeinsam mit der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (OvGU), der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sowie den Hochschulen Anhalt und Harz an Strategien für mehr Klimaneutralität. Dabei sollen praxistaugliche Maßnahmen entstehen, die in einer realen Umgebung getestet und von anderen Hochschulen übernommen werden können.
„Aus bestehenden Klimaschutzkonzepten haben wir Maßnahmen ausgewählt, die sich innerhalb von zwei Jahren umsetzen lassen – immer mit Beteiligung der Hochschulgemeinschaft“, erklärt Projektmitarbeiterin Maren Huhle. Eine Maßnahme wurde in Kooperation mit dem Studentenwerk gestartet: Seit April 2024 zeigen farbige Kennzeichen in den Mensen der Hochschule Magdeburg-Stendal, der Hochschule Harz und der OvGU den CO₂-Fußabdruck jedes Gerichts an. Die Klimafreundlichkeit wird auf einer Skala von A bis E in Form kleiner Wolken dargestellt. Steht eine grüne Wolke mit dem Buchstaben A neben einem Gericht, bedeutet das: Dieses Gericht schneidet in Bezug auf die Klimafreundlichkeit mindestens 50 % besser als der Durchschnitt aller Gerichte ab. Eine dunkelrote Wolke mit dem Buchstaben E zeigt dagegen an, dass das Gericht zu den 10 % mit den höchsten Kohlenstoffdioxid-Emissionen gehört.
Eine Nutzerbefragung zeigte: Die Kennzeichen stoßen auf Interesse, auch wenn es Verständnisfragen gibt, etwa warum ein Fleischgericht manchmal „grün“ erscheint. Das liegt daran, dass CO₂-Ausstoß und Nährstoffgehalt rechnerisch ins Verhältnis gesetzt werden: So ist die Bewertung unabhängig von der Portionsgröße, und Gerichte mit gleichem Kohlenstoffdioxid-Wert können je nach Nährstoffgehalt unterschiedlich abschneiden.
Das Ergebnis: Der Anteil vegetarischer und veganer Gerichte stieg von rund 40 Prozent auf 55 bis 65 Prozent. Wichtig war laut Maren Huhle aber nicht nur das Label, sondern auch, dass das Studentenwerk bereit war, die Veränderung mitzugestalten. Unter anderem, indem es sein vegetarisches Angebot erweitert hat und zukünftig auch mehr vegane Gerichte anbieten möchte. „Ein Informations-Label hilft Konsumenten, bewusstere Entscheidungen zu treffen. Es geht um Aufklärung, nicht um Verbote“, betont Maren Huhle. Professor Burkhard von Velsen-Zerweck, Leiter des Projekts an der Hochschule Magdeburg-Stendal, ergänzt: „Viele wissen zwar, dass CO₂ reduziert werden muss, aber nicht, welchen Einfluss etwa die tägliche Essenswahl hat. Aufklärung schafft Bewusstsein – ähnlich wie früher bei der Mülltrennung.“
Für Maren Huhle ist klar: „Bildung und Transparenz sind für mich entscheidend, um nachhaltige Veränderungen zu erreichen.“ Das Projekt wird vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt gefördert. Die Kennzeichen wurden zunächst aus Projektmitteln finanziert; die laufenden Kosten übernimmt das Studentenwerk.
Mehr Informationen über die Kennzeichen auf der Seite des Studentenwerks: https://www.studentenwerk-magdeburg.de/mensen-cafeterien/klimabewusst/
Text: Laura Naujoks


