Virtuelle Räume für reales Umdenken

Mitarbeiter Claudius Pudel beim Test der VR-Anwendung in der Bewegungshalle auf dem Campus in Magdeburg. Foto: Jesse Eggert

Mitarbeiter Claudius Pudel beim Test der VR-Anwendung in der Bewegungshalle auf dem Campus in Magdeburg. Foto: Jesse Eggert

KlimaEcho: Mithilfe von Virtueller Realität (VR) sollen Nutzer einen Eindruck von Überschwemmungen erhalten – nicht um sie abzuschrecken, sondern um zu sensibilisieren und nötiges Hintergrundwissen mitzugeben. Eine Arbeit aus dem Institut für Industrial Design.

Das Hochwasser 2013 führte in weiten Teilen Sachsen-Anhalts zu starken Überschwemmungen. Auch in Magdeburg mussten Bewohner evakuiert werden, Rettungskräfte ausrücken und Sandsack für Sandsack zur Abwehr platzieren. Extreme Wetterlagen, brennende Wälder, überflutete Städte – der Klimawandel ist längst kein fernes Zukunftsszenario mehr. Doch trotz des zunehmenden Wissens fällt das Handeln oft schwer. Zu groß und komplex scheint die Problematik des Klimawandels zu sein. Genau da setzt das im Mai gestartete, EFRE-geförderte Projekt ‚KlimaEcho‘ der Hochschule Magdeburg-Stendal an (EFRE: Europäischer Fonds für regionale Entwicklung). Mithilfe von Virtueller Realität (VR) sollen Nutzer einen visuellen Eindruck von Überschwemmungen erhalten – nicht um sie abzuschrecken, sondern um zu sensibilisieren und nötiges Hintergrundwissen mitzugeben. 

„Das Besondere an uns Menschen ist hierbei, dass wir eine sogenannte Knowledge-Action-Gap haben. Wir wissen, dass es aktuell negative Entwicklungen in der Klimathematik gibt, aber wir handeln nicht. Es ist ein großes und komplexes Thema, wo konkrete Handlungen, besonders als Einzelperson, schwerfallen und da wollen wir mit unserer Forschung ansetzen“, erklärt Steffi Hußlein, Leiterin von KlimaEcho und Professorin für Interaction Design der Hochschule. Um das Forschungsgebiet einzugrenzen, hat sie sich mit ihrem Team aus zwei wissenschaftlichen Mitarbeitern und zwei Studierenden für den Anstieg des Meeresspiegels entschieden. Hier zeigt sich die Klimaerwärmung ganz deutlich. Und auch wenn Städte nicht direkt am Meer liegen, können die Auswirkungen früher oder später auch über die Küstengebiete hinaus spürbar sein.

Um mit direkten Beispielen in bekannten Umgebungen eindrücklicher als abstrakte Daten zu sein, will das Team mehrere Szenarien in einer VR-Anwendung gestalten, entwickeln, mit Nutzerinnen und Nutzern testen und öffentlich verfügbar machen. Maximilian Fuchs ist als wissenschaftlicher Mitarbeiter unter anderem für die visuelle Gestaltung dieser VR-Erfahrung zuständig und achtet vor allem auf die realitätsnahe Darstellung: „Unser Gehirn weiß beispielsweise sehr genau wie Wasser aussieht. Wenn jemand die Brille aufsetzt und ein überflutetes Wohnzimmer sieht, soll man idealerweise beim Gehen auch das Gefühl haben, als würde man durch das Wasser waten“, erläutert Fuchs. Bei einem Testlauf in der Bewegungshalle der Hochschule habe das schon gut funktioniert. Bei der bloßen Ansicht eines überfluteten Wohnzimmers soll es in der VR-Anwendung aber nicht bleiben. Da das Projekt noch am Anfang steht, testen sie in den nächsten Monaten unterschiedliche Szenarien aus und besprechen sich mit Umweltpsychologen. Das sei besonders hilfreich, um herauszufinden, mit welchen Kommunikationsmustern Menschen am ehesten erreicht und motiviert werden, so Fuchs.  

„Mit KlimaEcho sollen virtuelle Räume für reales Umdenken geschaffen werden. Es soll informieren, aber auch zeigen, wie der Klimawandel sich auf unser Leben auswirkt und auswirken wird. Idealerweise schaffen wir es so, die Lücke zwischen Wissen und Handeln zu minimieren“, resümiert Hußlein. Noch bis April 2027 planen, designen und entwickeln sie die virtuelle Erfahrung, die dann auf Messen und Ausstellungen für alle erlebbar werden soll. 
Text: Leonie Deubig

Zahlen und Fakten
Laufzeit: 1.5.2025 bis 30.4.2027
Höhe der Fördersumme: 273.799,83 €
Finanziert von der EU und dem Land Sachsen-Anhalt 


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Norbert Doktor

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