Wie smart sind Smartwatches?

Marlene Riedl (zweite v. l.) und Prof. Dr. Olaf Ueberschär (Mitte) mit Probanden bei den Messungen in der Leipziger Uni-Schwimmhalle. Foto: Projektgruppe

Marlene Riedl (zweite v. l.) und Prof. Dr. Olaf Ueberschär (Mitte) mit Probanden bei den Messungen in der Leipziger Uni-Schwimmhalle. Foto: Projektgruppe

Nachrichten, das Wetter oder eine Zusammenfassung des eigenen Schlafs – Smartwatches zeigen mehr als nur die bloße Uhrzeit an. Laut der Bitkom-Studie 2024 nutzen rund 37 Prozent der Nutzer solche Wearables, um ihre Gesundheitsdaten zu überprüfen. Aber wie akkurat sind die gemessenen Daten? 


Dieser Frage sind Humanmedizinstudentin Marlene Riedl und ein Teil des Teams von Prof. Dr. Olaf Ueberschär der Hochschule Magdeburg-Stendal vor Kurzem in einer Studie nachgegangen. Im Rahmen einer kooperativen Masterarbeit für Sportmedizin forschten sie gemeinsam mit dem Anästhesisten und Amateurtriathlet Tobias Jacko von der Universität für Weiterbildung in Krems. 



Smartwatches werden nicht nur im Alltag genutzt, besonders für Sportler im Hochleistungssport sind sie eine Unterstützung. Auf der Website Strava können die Trainingsdaten hochgeladen und mit den von anderen Athleten verglichen werden. Dort seien Riedl und Ueberschär erste Unstimmigkeiten aufgefallen: „Ich bin selbst Triathletin und trage täglich eine Smartwatch. Als ich nach einem Zehn-Kilometer-Lauf bei Strava gesehen habe, dass einige Uhren 9,8 km oder 10,4 km für den gleichen Lauf anzeigen, bin ich stutzig geworden“, erzählt Riedl. Von April bis Juni 2023 führten Jacko, Riedl und Ueberschär gemeinsam mit sportbegeisterten Probandinnen und Probanden umfangreiche Tests mit verschiedenen Smartwatches durch. „Im Ergebnis zeigt unsere Arbeit, wie wichtig es ist, dass die Genauigkeit der angezeigten Messwerte von Smartwatches, und allgemeiner von Wearables, zunächst wissenschaftlich unabhängig überprüft wird, bevor sie in die Trainings- und Belastungssteuerung Einzug halten“, erklärt Ueberschär die Bedeutsamkeit ihrer Untersuchungen.



Der Fokus bei den Messungen lag auf allen drei Sportarten eines Triathlons. Schwimmen, Rad fahren und Laufen. Zu sechst, jeweils eine Uhr links und eine rechts, schwammen sie beispielsweise in der Leipziger Uni-Schwimmhalle 3 × 400 Meter Freistil und Lagen, bevor die Uhren durchgetauscht wurden. Zusätzlich wurde im Labor mithilfe von Brustgurten die Herzfrequenz unabhängig von der Uhr gemessen, um deren Genauigkeit zu untersuchen. Dort konnten mit bis zu 40 Schlägen Unterschied die stärksten Abweichungen gefunden werden. Das sei laut Riedl besonders ungünstig, wenn die Uhren für medizinische Zwecke verwendet werden.



„Insgesamt muss man aber festhalten, dass Smartwatches exzellente neue Möglichkeiten für Messungen jenseits des Labors in Settings des Alltags und „im Gelände“ bieten, also dort, wo das echte Leben spielt und passiert. Ohne Smartwatches und Wearables wären diese Orte für uns messtechnisch überhaupt nicht zugänglich“, resümiert Ueberschär. 
Mit dem Schreiben eines wissenschaftlichen Papers endete das Projekt aber noch nicht, denn auch die Technik der Uhren entwickelt sich weiter und es wurden Folgestudien mit wechselnden Schwerpunkten konzipiert. Fest steht, dass Smartwatches interessante Einblicke in unterschiedliche physiologische Bereiche geben können, bei körperlichen Beschwerden sollten sie aber keinesfalls ausschließlich und ohne medizinisch getestete Geräte genutzt werden.

Text: Leonie Deubig



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