Tacpic – Taktile Medien für sehbehinderte Menschen

Welche Möglichkeiten haben Menschen mit Sehbehinderung bildhafte Informationen aufzunehmen und sie mit ihren Freunden zu teilen? Eine Antwort auf diese Frage wollen Florentin Förschler, Laura Evers und Robert Wlcek mit ihrer Online-Plattform tacpic liefern. Sie soll es einem breiten Publikum ermöglichen, taktile Grafiken zu finden, zu gestalten, zu teilen und zu bestellen.

Entstanden ist die Idee im Rahmen eines Semesterprojektes unter Leitung von Prof. Dominik Schumacher im Master-Studiengang Interaction Design an der Hochschule Magdeburg-Stendal. In diesem Studiengang arbeiten Studierende mit diversen Erfahrungshintergründen interdisziplinär an Lösungen im Bereich Mensch-Maschine-Interaktion. Auch das Gründungsteam stammt aus verschiedenen Fachrichtungen: Laura Evers hatte zuvor visuelle Kommunikation, Florentin Förschler Industriedesign und Robert Wlcek Computervisualistik studiert.

An Gründung hatten sie erst einmal gar nicht gedacht. „Wir waren zunächst etwas überrascht, als uns das gründet!-Team nach einer Projektpräsentation fragte, ob wir uns vorstellen könnten, unsere Idee tatsächlich umzusetzen“, erinnert sich Laura. Seitdem wird das Projekt intensiv durch das Team der Gründer- und Transferförderung begleitet. Im Rahmen der Förderung durch das Programm ego.-GRÜNDUNGSTRANSFER, welche gemeinsam mit dem gründet!-Team akquiriert wurde, entwickelte das Projektteam seine Gründungsidee ohne finanziellen Druck weiter.

„Kernstück der Onlineplattform ist ein Editor, der die Gestaltung von Vorlagen für die Produktion taktiler Grafiken ermöglicht. Das sind Reliefbilder auf speziellem Schwellpapier, die von blinden und sehbehinderten Menschen mit ihrem Tastsinn erfasst werden können“, erklärt das Gründungsteam. „Dabei müssen wir natürlich kognitive und wahrnehmungspsychologische Besonderheiten einkalkulieren.“ Aus diesem Grund unterliegen die grafischen Bearbeitungsfunktionen Beschränkungen und Optimierungen, die von den Möglichkeiten und Grenzen des Tastsinns abgeleitet sind. „Die erstellten Grafikvorlagen folgen einem bestimmten Standard, der es sehbehinderten und blinden Menschen leichter machen soll, einen Zugang zu den taktilen Grafiken zu finden. Die Anwendung unterstützt die Nutzenden bei bestimmten Aufgaben und leiten sie an“, betonen die Gründungsmitglieder.

Tacpic hat sich zusätzlich zum Ziel gesetzt, auf ihrer Onlineplattform hochwertige Bildungsgrafiken in einem öffentlichen Katalog bereitzustellen. So können die Nutzer:innen bereits erstellte Grafiken wiederverwenden und optimieren, ähnlich wie in einem Wiki.

Das Team von tacpic schloss die erste Förderphase so erfolgreich ab, dass es anschließend eine Weiterförderung im Rahmen des Programms ego.-START erhielt. Dies ermöglichte es den Gründer:innen, einen regionalen Produktionspartner zu finden und einen Prozess zu erarbeiten, der die individuelle Produktion in Kleinstserie ermöglicht. Die Entwicklung der Onlineplattform für einen ersten produktiven Einsatz ist mittlerweile abgeschlossen und befindet sich in der öffentlichen Testphase.

Gegen Ende der Förderung wurde allerdings klar, dass der durch tacpic generierte Umsatz mittelfristig nicht ausreicht, um die Lebenshaltungskosten der drei Teammitglieder zu decken. Mittlerweile führen nur noch Florentin und Robert das Unternehmen in Teilzeit weiter. Sie glauben daran, dass ihr Produkt eine echte Lücke schließt und einen Mehrwert für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik bietet.

www.tacpic.de