Christian Sehagen - Angewandte Kindheitswissenschaften

Christian Sehagen hat 2016 den Bachelorstudiengang Angewandte Kindheitswissenschaften absolviert. Er ist 38 Jahre und glücklich verheiratet. Seine vielfältigen Interessen liegen in den Bereichen Politik, Zeitgeschehen, Scientists- und Fridays-For-Future-Bewegung, Bekämpfung von Rechtsextremismus, Bildung sowie Retro (80er und 90er Jahre Musik, Filme, Lifestyle, Youngtimer) etc.

Warum haben Sie sich für ein Studium an der Hochschule Magdeburg-Stendal, und im Speziellen für den Studiengang Angewandte Kindheitswissenschaften entschieden?

Ich habe mich erst in fortgeschrittenem Alter (Anfang 30) dazu entschieden doch noch ein Studium anzufangen, nachdem ich jahrelang darüber nachgedacht, jedoch den Mut und das nötige Selbstvertrauen nicht hatte. Ausschlaggebend war das Bewusstsein, dass ich arbeitsbedingt sowie sozial nicht aufsteigen werde, sollte ich diesen Schritt nicht gehen. Bestärkt wurde ich durch meine damalige Partnerin und heutige Ehefrau und deren Familie, insbesondere meiner Schwägerin, die ebenfalls Angewandte Kindheitswissenschaften in Stendal studiert hatte. An besagtem Studiengang haben mich die abwechslungsreichen und auf mehrere wissenschaftliche Disziplinen beruhenden Inhalte interessiert.

Was haben Sie aus Ihrer Studienzeit mitgenommen?

Neben fachlichen Fähigkeiten habe ich vor allem eine gestärkte Haltung und ein erhöhtes Selbstvertrauen in mich selbst mitnehmen können, da ich der erste aus meiner Familie bin, der ein akademisches Studium absolviert hat. Nach der Arbeiterkinddefinition von Andreas Kemper, falle ich nämlich in diese Kategorie. Zudem habe ich zu schätzen gelernt, was Wissenschaft bedeutet und mich während des Studiums und auch danach anderen Wissenschaften geöffnet und nahezu eine Leidenschaft dafür entwickelt, Wissen regelrecht aufzusaugen und zu sammeln.

Würden Sie zurückblickend auch einige Dinge anders gestalten? Und wenn ja, welche?

Wenn sich die Frage auf das Studium bezieht, würde ich nicht viel anders machen. Ich denke, die ein oder andere Hausarbeit könnte auch mal lange vor dem Abgabetermin erledigt sein, jedoch zählt am Ende, dass alle Anforderungen für den angestrebten Abschluss erfüllt sind.

Wie verlief Ihr Einstieg ins Berufsleben und wo kann man Sie beruflich derzeitig antreffen?

Der berufliche Einstieg verlief schnell und unkompliziert. Mein Studium habe ich im Oktober 2016 beendet und trat meinen ersten Job am 01.11.2016 an. Ich begann meine kindheitswissenschaftliche bzw. sozialpädagogische Laufbahn in der Arbeit mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, die in einer Wohngruppe zur Verselbständigung lebten. Nachdem das Projekt auslief, wechselte ich unternehmensintern in eine Wohngruppe mit sog. herausfordernden Kindern im Alter von 7 bis 16 Jahren, wo ich zugegebenermaßen zum ersten Mal an meine Grenzen stieß. In dieser Zeit habe ich viel darüber nachgedacht, wie mir meine fachlichen Grundlagen im Umgang mit diesen Kindern helfen können, fand allerdings keine dauerhaft gute Lösung. Zudem war diese Arbeit für mich alsbald sehr unbefriedigend, da ich keine Fortschritte erkennen konnte. Weder bei mir, noch bei den zu betreuenden Kindern. Eine ehemalige Kollegin formulierte es sehr schön: „Wir machen hier satt und sauber.“ Hier wurde mir klar, dass ich meinen beruflichen Fokus in Zukunft auf ältere Kinder, bzw. Jugendliche legen möchte, da mir der Zugang zu dieser Altersgruppe leichter fällt. Dennoch ist die Arbeit mit schwierigen jüngeren Kindern enorm wichtig und es gibt zum Glück gute Menschen, die in diesem Bereich hervorragende Arbeit leisten. Somit wechselte ich zu einem Bildungsträger, der im Auftrag des Jobcenters Projektarbeit für erwerbslose junge Erwachsene, bzw. langzeitarbeitslose ältere Erwachsene initiierte. Hiermit habe ich mich immer weiter von kindheitswissenschaftlichen Inhalten entfernt, dennoch hat mir diese Tätigkeit weitere wichtige Erfahrungen im Umgang mit Menschen beschert. Aufgrund einer schlechten wirtschaftlichen Lage musste mein Arbeitsverhältnis zum 01.11.2019 betriebsbedingt beendet werden. In wenigen Tagen beginne ich eine Tätigkeit in einem Internat, womit ich auch zu meinen kindheitswissenschaftlichen Wurzeln zurückkehren werde. Darüber hinaus hoffe ich, dass mir mein neuer Job ermöglicht berufsbegleitend einen Masterabschluss in Soziologie zu machen um irgendwann in Forschung und Lehre zurückkehren zu können.

Können Sie unseren zukünftigen Absolventinnen und Absolventen einen Rat mit auf den Weg geben?

Machen Sie sich keine Sorgen. Der Arbeitsmarkt für Kindheitswissenschaftler ist vorhanden. Es gibt eine Fülle an Möglichkeiten. Was am Ende der „richtige“ Beruf ist, stellt sich in der Praxis heraus. „Verkaufen“ Sie sich nicht unter Wert und tragen Sie den Studiengang selbstbewusst nach draußen in die Arbeitswelt. Nach wie vor ist dieser noch immer recht unbekannt, jedoch reagierten nach meiner Erfahrung stets alle Arbeitgeber*innen und Kolleg*innen sehr interessiert. Nehmen Sie alles an Fort-und Weiterbildung mit, was Sie interessiert bzw. was Ihnen angeboten wird. Verfolgen Sie dem Prinzip des lebenslangen Lernens.

Haben Sie noch Kontakt zu Ihren damaligen KommilitonInnen?

Vereinzelt

Würden Sie sich über Ehemaligen-Treffen bzw. über einen Austausch mit Ihren ehemaligen KommilitonInnen freuen?

Über ein Wiedersehen würde ich mich selbstverständlich freuen. Mich interessiert durchaus in welche Bereiche es meine KommilitonInnen verschlagen hat und von welchen Erfahrungen sie berichten.

Zum Format braucht es nur ein Wort: Herbsthaus. ;)

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