Für psychische Erkrankungen sensibilisieren

Studentin Cara Vollenschier auf dem grünen Campus in Stendal. Foto: Laura Kramer
Stendal wurde für Cara Vollenschier zur neuen Heimat. „Dass ich mich hier so wohlfühle, liegt zum einen daran, dass ich mit meinem Studium sehr zufrieden bin, und zum anderen, dass ich mit dem Theater der Altmark eine zweite Familie gefunden habe.“ Dort tritt sie seit 2017 als Musicaldarstellerin auf. Foto: Kerstin Jana Kater

Rehabilitationspsychologie. Ein ganz schön schwieriges Wort, das sich nach viel Theorie anhört. Aber ganz im Gegenteil: Langweilig wird es nie, finden viele der Studierenden an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Cara Vollenschier ist eine von ihnen und begeistert von ihrem Studium. Nach ihrem Bachelor hat sich die 23-Jährige deshalb auch gleich noch für den Master entschieden.

Text: Laura Kramer

Was steckt eigentlich hinter diesem langen Begriff? „Also grundsätzlich ist es ein Psychologiestudium. Die Reha-Psychologie legt aber einen Schwerpunkt auf Menschen mit chronischer Erkrankung oder Behinderung. Das Studium kombiniert Psychologie mit den Themen Gesundheit und Soziale Arbeit,“ beschreibt Cara ihr Studienfach Rehabilitationspsychologie. „Woran viele oft nicht denken: Unser Körper und die Psyche wirken zusammen. Krankheiten, Verletzungen und körperliche Einschränkungen können uns psychisch schwer belasten. Um solche Fälle kümmert sich die Rehabilitationspsychologie.“

Starker Praxisbezug und Zusammenhalt

Die meisten von Caras Lehrenden sind auch in der Praxis tätig und bringen Fallbeispiele von realen Patientinnen und Patienten ein. „In unseren Kursen geht es um ganz konkrete Arbeitsweisen: Wie führe ich ein Patientengespräch? Wie schreibe ich ein Gutachten? Wir spielen Szenarien durch und diskutieren diese. Das ist alles nah am Arbeitsalltag, wodurch ich mich in meinen Praktika immer gut vorbereitet gefühlt habe.“ Das Studium beinhaltet mehrere Praktika, die anstelle eines Praxissemesters über die gesamte Zeit verteilt sind. Cara findet das sehr gut. „Man lernt unterschiedliche Einrichtungen kennen und kommt schon früh mit Patientinnen und Patienten in Kontakt.“

Daneben gefällt Cara das Persönliche und Familiäre an ihrer Hochschule, vor allem am Stendaler Campus. „Bei uns ist man nicht nur eine Matrikelnummer. Die Lehrenden kennen uns persönlich, sie sind gut erreichbar und antworten schnell auf Mails. Man merkt einfach, dass sie wirklich Bock haben, uns Wissen zu vermitteln. Und auch unter uns Studierenden gibt es kein Konkurrenzdenken. Wir alle helfen uns gegenseitig.“

Änderungen in der Psychotherapieausbildung

In Caras Studiengang wird gerade viel darüber gesprochen, wie es nach dem Master weitergeht. Zum 1. September soll sich das Psychotherapiegesetz ändern und damit auch die Psychotherapieausbildung. „Bisher ist es so, dass man mit dem Masterabschluss erst einmal nur Psychologe ist. Man kann zum Beispiel in einer Klinik arbeiten, aber keine eigene Praxis eröffnen. Dafür braucht man eine Approbation, und für die muss man nach dem Studium noch eine Ausbildung machen.“

Mit dem neuen Gesetz soll das einfacher werden. Inhalte aus der Ausbildung werden bereits im Masterstudium behandelt. Danach ist eine Qualifikation zur Psychotherapeutin oder Psychotherapeuten in kürzerer Zeit möglich. Allerdings müssen die Psychologie-Studiengänge hierfür angepasst oder sogar neu konzipiert werden. Im kommenden Wintersemester bietet die Hochschule Magdeburg-Stendal zum letzten Mal die Möglichkeit, nach dem bestehenden System ein Studium mit anschließender Psychotherapieausbildung zu absolvieren. Dafür wird der Studienstart für die Rehabilitationspsychologie sogar auf den 15. August vorgezogen.

Wie es im nächsten Jahr im neuen System läuft, wird sich zeigen. Niemand sollte sich aber durch die Gesetzesänderung entmutigen lassen, findet Cara. „Man hat auch so viele Perspektiven. In Kliniken, in Schulen, im Strafvollzug – überall sind Psychologen gefragt. Ich würde jedem, der sich dafür interessiert, ein Studium in Stendal empfehlen, unabhängig davon wie das Gesetz aussieht.“

Menschen mit Krebs betreuen

Cara interessiert sich besonders für die Arbeit mit Menschen, die an Krebs erkrankt sind, und will sich nach ihrem Master in der Psychoonkologie weiterbilden. Ein emotionales Thema für sie, über das sie schon ihre Bachelorarbeit geschrieben hat. „Das hat bei mir einen sehr persönlichen Hintergrund, denn meine Oma ist an Krebs gestorben, als ich damals mein FSJ gemacht habe. Diese schwierige Zeit hat mich bestärkt, die Rehabilitationspsychologie als Studienfach zu wählen.“ Sie ist überzeugt, dass in der Krebstherapie die psychologische Betreuung in Zukunft eine größere Rolle spielen wird. „Das Thema Krebs scheint zwar oft weit weg, aber irgendwie kennt doch fast jeder jemanden in der Familie oder im Freundeskreis, der davon betroffen ist.“

Für ihre Arbeit wünscht sich Cara, dass sie etwas gegen Vorurteile und Diskriminierungen von psychisch Erkrankten bewegen kann. „Viele schämen sich, nach Hilfe zu fragen. Dass Menschen mit psychischen Erkrankungen weniger stigmatisiert werden, das möchte ich gern mit meiner Arbeit erreichen.“ Sie freut sich schon darauf, ins Arbeitsleben zu starten, auch wenn dann die schöne Studienzeit vorbei ist. „Ich kann mir noch gar nicht vorstellen, Stendal zu verlassen. Aber vielleicht kann ich ja irgendwann mal als Lehrkraft für ein Seminar an die Hochschule zurückkommen und den neuen Studierenden einen Einblick in meine Arbeit geben. Da hätte ich richtig Lust drauf.“

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