Dänische Hygge unter Extrembedingungen

Eigentlich wollte die Journalismus- Studentin Naomi ihr dreimonatiges Pflichtpraktikum in Namibia verbringen. Coronabedingt führte es sie dann nach Apenrade, eine dänische Kleinstadt, in der sie für den „Nordschleswiger“ als Redakteurin arbeitete. Neben dem inhaltlichen Know-how nimmt Naomi vor allem das dänische Lebensgefühl mit zurück nach Deutschland und hat sich fest vorgenommen, die dort gewonnene Entspanntheit beizubehalten.

Aus treffpunkt campus Nr. 105, 10/2021

Dänemark – traumhafte Landschaften, klares Wasser, dichte Wälder, idyllische Strände. Trotz der Schönheit des Landes hatte die 22-jährige Journalismus-Studentin Naomi Stieglmaier den Wunsch, eher in die Ferne hinaus zu schweifen. Afrika war der Plan. Doch Corona machte auch ihr einen Strich durch die Rechnung. Bereut hat sie ihren Aufenthalt in Apenrade jedoch nicht. Es war zwar nicht immer einfach, aber die gebürtige Sachsen- Anhalterin hat das Beste aus allem gemacht.

Erzählt und fotografiert von Naomi Stieglmaier, aufgeschrieben von Tanja de Wall

Gefesselt an den Bürostuhl

Mein Praktikum absolvierte ich für drei Monate beim „Nordschleswiger“, einer Zeitung für die deutsche Minderheit in Dänemark, wo ich von Anfang an als vollwertige Redakteurin mitarbeiten durfte. Ich habe recherchiert, Interviews geführt und viele Artikel geschrieben. Durch die Pandemie fand allerdings viel im Büro statt, auch die meisten Interviews. Wäre Corona nicht gewesen, wäre ich definitiv mehr rausgekommen. Ich hatte großes Glück, dass die Arbeit zumindest vor Ort stattfinden konnte. In Dänemark konnte man sich von Anfang an kostenlos testen lassen und so haben auch die Mitarbeiter:innen in der Redaktion dieses Angebot regelmäßig wahrgenommen. Deshalb war die Arbeit vergleichsweise sicher.

Anders als geplant

Durch den Lockdown habe ich mich sehr einsam gefühlt. Daher habe ich, als mein Chef an meinem ersten Arbeitstag sagte, dass ich das Praktikum jederzeit abbrechen könne, ernsthaft darüber nachgedacht. Doch mein Kollegium aus der Redaktion hat mich so gut wie möglich integriert. Alle hatten ein offenes Ohr für mich und waren immer bemüht, mir Tipps zu geben und Ausflugsziele für die Wochenenden zu nennen. Größtenteils war ich allerdings alleine unterwegs. Ich habe viel gelesen, Sport gemacht und fotografiert oder mir verschiedene Strände, Inseln oder Wälder angeschaut. Ich hatte keine Möglichkeit, neue Leute kennenzulernen und Restaurant- oder Museumsbesuche standen erst wieder auf der Tagesordnung, als ich schon wieder in Deutschland war. Selbst in der WG habe ich alleine gelebt. Normalerweise wohnen dort noch drei andere Praktikant:innen, die jedoch durch Corona ihre Praktika nicht antreten durften. Bis auf ein paar Wochenenden, an denen mir ein Arbeitskollege einige dänische Städte zeigte, hat mir ein soziales Privatleben schon sehr gefehlt. Selbst meine Eltern konnten mich nicht besuchen, da die dänische Grenze dicht war.

Der Weg ist das Ziel

Ursprünglich wollte ich mein Auslandssemester in Namibia verbringen. Dort hatte ich bereits die Zusage für einen Praktikumsplatz bei einer Zeitung. Ich wollte ein Land besuchen, das sich von Deutschland unterscheidet und eine völlig andere Kultur kennenlernen. Vielleicht kann ich das irgendwann noch nachholen. Im März 2020 kam dann aber der erste Lockdown. Das war der Zeitpunkt, an dem ich mich dann für Dänemark umentschieden habe. Nicht exakt das, was ich mir erhofft hatte, aber dennoch wunderschön. In dem skandinavischen Land sind alle sehr offen, freundlich und vor allem tiefenentspannt. Außerdem ist man dort direkt beim „Du“. Das macht das Kennenlernen dort viel einfacher und lockerer. Ich hatte enormes Glück mit meiner Arbeit und mit der Umgebung, konnte nahezu jedes Wochenende zu meinem Lieblingsstrand fahren, der einen der schönsten Sonnenuntergänge zeigte, den ich je gesehen habe. Zugegeben, Dänemark wäre ohne Corona sicher nicht meine erste Wahl gewesen, die Zeit dort werde ich aber niemals vergessen.

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