Terre d‘ amour trotz Corona?

Aus treffpunkt campus Nr. 105, 10/2021

Ein Auslandsaufenthalt inmitten einer Pandemie? Unmöglich? Von wegen! Die 27-jährige Maria Teresa de Jesus Vazquez Narro verbrachte ihr viermonatiges Auslandssemester in Frankreich trotz aller Hürden – verursacht durch den unsichtbaren Gegner Covid-19. Obwohl ihr nicht alle Türen in Nantes offenstanden und sie weder die Einheimischen noch weitere schöne Städte im Land der Liebe kennenlernen konnte, ist die gebürtige Mexikanerin dennoch froh, dass sie die Chance des Erasmussemesters ergreifen konnte.

Erzählt von Maria Teresa de Jesus Vazquez Narro, aufgeschrieben von Tanja de Wall

Fällt das Auslandssemester ins Wasser?

Nachdem ich in Puebla in Zentralmexiko meinen Bachelor in Industrial Design abgeschlossen hatte, entschied ich mich dafür, den Masterstudiengang Interaction Design in Deutschland anzutreten. In meinem dritten Semester stand ein Auslandssemester auf dem Plan. Ich hatte mich im Oktober 2019 beworben, also zu einer Zeit, in der es noch kein Covid-19 gab. Meine erste Wahl war die Universität Politecnico di Milano, da Mailand als berühmte Stadt für Design gilt. Doch als sich das Virus in Europa ausbreitete, war die Lage sehr ungewiss. Vor allem, als die Zahlen in Mailand stark anstiegen. Ich hatte bereits eine Zusage für die italienische Universität. Allerdings erhielt ich die Benachrichtigung, dass die Vorlesungen nur online stattfinden würden. Aus diesem Grund durfte ich eine Doppelnominierung vornehmen und mich auch für die Hochschule L’École de Design in Frankreich bewerben. Ich war unheimlich beruhigt, als ich letztendlich meine Zusage für Nantes erhielt. Diese Erleichterung war das schönste Gefühl seit langem.

Die Krise zusammen meistern

An der L’École de Design, die als zweitbeste Design-Hochschule Frankreichs gilt, absolvierte ich also mein Auslandssemester. Obwohl ich die Einzige aus dem Jahrgang war, die ein Erasmussemester machte, habe ich mich immer willkommen gefühlt.  Denn die Hälfte der Student:innen dort war international und kam von überall aus der Welt. Die L’École de Design bot mir einen Platz in einem Studentenwohnheim an und diese Chance nutzte ich direkt. Während einer Zeit, in der man außerhalb des eigenen Hausstandes niemanden treffen durfte, freut man sich sehr über so viel Gesellschaft, die man in einem Wohnheim definitiv hat. Selbst im Lockdown habe ich mich nie allein gefühlt. Doch viel mehr als gemeinsames Kochen war dadurch nicht möglich. Aufgrund der Ausgangssperre benötigten wir immer ein Online-Formular, um das Haus verlassen zu dürfen. Selbst, wenn man nur einkaufen oder spazieren gehen wollte. Oder, um zur Uni zu gehen. Erst als dieser gelockert wurde, haben wir kleine Ausflüge mit anderen aus dem Master-Studiengang gemacht.

Zwischen Online und Präsenz

Die Universität versprach ihr Möglichstes zu tun, um die Vorlesungen vor Ort durchzuführen. Wir hatten nur drei Wochen Online-Unterricht, der Großteil der Veranstaltungen fand in Präsenz statt, wie zum Beispiel einwöchige Workshops. Nur wenige Kurse, wie Marketing, Semiotics und Storytelling, wurden komplett online durchgeführt.

Während meines Aufenthalts in Frankreich hätte ich gerne noch mehr von Nantes genossen und andere Städte und Museen besucht. Es wäre auch toll gewesen, noch mehr Leute kennenzulernen, um Französisch zu sprechen. Trotz der Corona-Beschränkungen bin ich so dankbar dafür, dass mein Erasmussemester überhaupt stattgefunden hat. Ich habe mein Englisch stark verbessert, neue Freunde kennengelernt und eine neue Heimat für mich entdeckt – und das i- Tüpfelchen bei alldem: Ich habe Französisch gelernt.

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