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Und plötzlich spielte ich Handball
treffpunkt-campus-Redakteurin Josephine hat den Hochschulsportkurs Handball getestet. Ihre Devise: am Ball bleiben. Fotos: Matthias Piekacz
Aus treffpunkt campus Nr. 89, 02/2016
Als Teenagerin war Josephine Kroneberg ehrgeizige und erfolgreiche Leichtathletin, heute gelegentlich Fitnessstudiobesucherin. Im Handballtraining stellte sie ihre Fitness auf die Probe. Ihr Ziel: einmal einen Treffer landen.
Text: Josephine Kroneberg
Als ich am Morgen des 8. März zur Arbeit fuhr, hätte ich nicht damit gerechnet, am Abend auf einem Handballfeld zu stehen. Entsprechend überrascht nahm ich also den Auftrag entgegen, das Handballtraining des Hochschulsportzentrums für treffpunkt campus zu testen.
In den Semesterferien treffen sich handballbegeisterte Studierende von Hochschule und Universität einmal in der Woche zum gemeinsamen Training. Voller Motivation stieg ich direkt mit ein. Zunächst ging es an die Erwärmung: laufen und kurze Sprints, bei denen ich eher das Schlusslicht bildete. Ein seltsames Gefühl als ehemalige Läuferin.
Dann kam der Ball ins Spiel. Mir wurde Phil zugeteilt, ein erfahrener Handballer, mit dem ich mich einwerfen sollte. Eine spannende Angelegenheit, wo ich doch seit Jahren keinen Ball mehr in den Händen gehalten hatte. Vom Spielfeldrand aus gab Trainer Steffen Schenk hilfreiche Tipps zu Techniken und Regeln. Zum Glück war Phil ein rücksichtsvoller Wurfpartner und „ballerte“ nicht einfach drauf los, sodass ich die meisten Bälle gut fangen konnte. Beim Leichtathletiktraining damals spielten wir auch hin und wieder Handball. Doch mit den Regeln nahmen wir es damals nicht allzu genau. Trotzdem war ich an diesem Abend von mir selbst überrascht, immerhin hatte ich das Werfen nicht vollkommen verlernt.
Als Nächstes stand ein handballnahes Aufwärmspiel auf dem Programm. Es wurden vier Mannschaften gebildet, von denen je zwei gegeneinander spielen sollten. Innerhalb der Mannschaft sollten zehn Pässe auf einem eingegrenzten Raum gespielt werden, ohne dass die gegnerische Mannschaft an den Ball kommt. Ein schnelles Spiel, das etwas an Konzentration, Entscheidungsfähigkeit und vor allem Kondition fordert. Ein Riesenspaß für mich, bis zu dem Moment, als ich erkennen musste, dass meine Kondition an ihre deutlich geschrumpften Grenzen stößt. Wirklich eingestehen wollte ich mir das noch nicht. Da kam wahrscheinlich der alte sportliche Ehrgeiz ein wenig zum Vorschein. Die anschließende Trinkpause war ein echter Segen. Ausgepowert ließ ich mich auf eine Bank sinken, bevor es zügig weiterging.
Obwohl es mir schwer fiel, blieb ich weiter dran. Unsere nächste Aufgabe waren Slalomläufe mit Ball in Richtung Torraumlinie und der anschließende Wurf auf das Tor. Wer sich mit Handball ein wenig auskennt, weiß, dass dabei die Anzahl der Schritte zu beachten ist. Es sind nur drei Schritte erlaubt, vor und nach dem Prellen. Beim Absprung von der Torraumlinie zum Wurf springen Rechtshänder mit dem linken Bein und Linkshänder mit dem rechten Bein ab. Mir gelang es recht gut. Als ich dann tatsächlich durch die Beine des Torwarts hindurch ein Tor erzielen konnte, war ich schon ein bisschen stolz. Als letzter Part der Aufwärmübungen folgten Torwürfe von verschiedenen Positionen der Torraumlinie auf das Tor, wobei ich leider keinen Treffer landen konnte.
Endlich gingen wir zum Hauptteil des Trainings über, dem eigentlichen Handballspiel. Dafür sollten Teams gebildet werden. Drei Spieler durften sich jeweils Mitspieler aussuchen. Wenn man als Anfängerin dazukommt, befürchtet man, bis ganz zum Schluss auf der Bank zu sitzen. Doch hatte man Erbarmen mit mir. Schnell wurden die Trikots übergeworfen und los ging das Spiel. Ziel ist es, sich den Ball vor dem gegnerischen Tor so zuzuwerfen, dass sich eine günstige Gelegenheit zum Torwurf ergibt, und gleichzeitig das eigene Tor so abzuschirmen, dass der gegnerischen Mannschaft kein erfolgreicher Torwurf gelingt. Dabei kommt es auch auf die Kombination von Schnelligkeit und Kondition an. Beides hatte ich lange nicht mehr so intensiv trainiert. Der gelegentliche Besuch im Fitnessstudio oder entspanntes Joggen im Park sind keine ausreichende Vorbereitung für diese Art von Belastung. An meiner Kondition sollte ich also definitiv arbeiten. Zum Glück nahte bald Rettung durch den Auswechselspieler. Für mich war es für den Anfang auch genug des Trainings.
Nach dem Spiel unterhielt ich mich noch kurz mit Trainer Steffen, der an diesem Tag für Marie Langbartels eingesprungen war, die sonst das Training leitet. Ich erfuhr, dass es nur in den Semesterferien diesen Mix von Fortgeschrittenen und Anfängern gibt: „Normalerweise sind es während des Semesters zwei Kurse, früher sind es einmal drei gewesen. Für die Ferien sind 21 Teilnehmenden wie heute zum Training recht viel.“ Während des Semesters findet das Training zweimal wöchentlich in der Sporthalle 1 an der Uni statt. Hin und wieder finden auch Hochschulturniere statt, wie beispielsweise das Neujahrsturnier. Außerdem nimmt die Handball-Hochschulgruppe auch an Uni-Turnieren u. a. in Hamburg, Münster oder Stuttgart teil.
Insgesamt war die Anstrengung enorm, doch beim Spielen im Team überwiegt der Spaßfaktor, sofern man noch genug Reserven hat. Im Gegensatz zu meiner Zeit als Läuferin hat man immer ein direktes Ziel vor Augen anstatt stur seine Stadionrunden zu drehen. Für ein erstes Training hätte es auch gar nicht schlecht ausgesehen, meinte Steffen. Vielleicht komme ich ja nochmal wieder.
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