Ein Teamsport mit hohen Anforderungen

Beim Ultimate Frisbee lernen die Studierenden das präzise Werfen und Fangen der Frisbee-Scheibe. Fotos: Matthias Piekacz

Aus treffpunkt campus Nr. 78, 03/2014

Achtung Scheibe! Bunte Frisbees fliegen im Sommer über jede Wiese, an jedem Strand und gern mal auf fremde Picknickdecken. Passgenauer geht es beim Ultimate Frisbee zu. Was sich dahinter verbirgt, hat Katharina Remiorz ins Visier genommen.

Text: Katharina Remiorz

Frisbee – das ist doch eine gewöhnliche Freizeitbeschäftigung? So dachte ich, als ich zu meinem ersten Ultimate Frisbee-Training in den Elbauenpark kam. Ich hatte ein paar Leute im Sinn, die sich im Park die Scheibe lässig zuwerfen, nebenbei grillen und etwas trinken. Umso überraschter bin ich, als mich die beiden Trainer, Saskia Poesze und Marco Linke, in voller Sportmontur begrüßen. Von Grill und Picknickdecke ist nichts zu sehen. Stattdessen bestimmen 20 konzentrierte Kursteilnehmer und zahlreiche Frisbees, die durch die Luft fliegen, das Bild.

Saskia und Marco, beide 23 Jahre alt, studieren Medizin und Wirtschaftsingenieurwesen und leiten seit Herbst 2013 den Sportkurs Ultimate Frisbee. Das Training beginnen wir mit einer ausführlichen Aufwärmrunde. Anschließend lernen wir die richtige Hand- und Körperhaltung: „Geworfen wird mit der Vorder- oder der Hinterhand. Beide Beine bleiben auf dem Boden“, erklärt Saskia, während sie die Bewegungen simuliert. Das kann ja nicht so schwer sein, denke ich mir und greife selbstbewusst zum Frisbee. Ohne großartig über das eben Gezeigte nachzudenken, werfe ich die Scheibe, die sich wiederum schwankend in der Luft dreht und zehn Meter neben meinem gesetzten Ziel landet. Nächster Versuch: Ich spanne den Körper fest an, hole aus und werfe. Wieder daneben. Ich bin ratlos und das ist mir scheinbar anzusehen. „Die Bewegung kommt hauptsächlich aus dem Handgelenk. Bei dir kommt sie aus dem Arm und der Schulter“, erklärt mir Saskia.

Nach 30 Minuten Einwerfen, in denen ich mich durchaus etwas verbessere, kommen wir erneut zusammen, um unser erstes Spiel zu besprechen. „Die oberste und wichtigste Regel ist der ,Spirit of the Game'. Darauf beruht der ganze Sport und deshalb unterscheidet sich Ultimate Frisbee auch enorm von anderen Sportarten“, erklären Marco und Saskia der Runde. Soll heißen, dass es selbst bei Weltmeisterschaften keine Schiedsrichter gibt, sondern auf Sportlichkeit, Anstand und Fair-Play gesetzt wird. Beim Fußball wäre das unvorstellbar. „Wir fangen heute mit den einfachsten Regeln an. Alles andere folgt in den kommenden Wochen“, ergänzt Marco. Ich werde neugierig. Ist Ultimate Frisbee wirklich so viel komplexer, als ich bisher dachte? Ja!

Das Spielfeld ist etwa so groß wie ein Fußballfeld mit jeweils zwei Endzonen wie beim American Football. Körperkontakt ist nicht erlaubt. Sobald man das Frisbee fängt, bleibt man stehen und darf nur noch einen Sternschritt machen. Ziel des Spieles ist es, die Scheibe von Spieler zu Spieler zu passen, bis sie in der gegnerischen Endzone gefangen wird. Wer als erstes 17 Punkte erreicht, gewinnt. Wir bilden also zwei Teams á sieben Spielern und stellen uns an den Grundlinien auf. Anwurf, ein gegnerischer Spieler kommt in Scheibenbesitz, ich versuche seinen Wurf zu blockieren, doch das Frisbee saust mit einem Zischen an mir vorbei. Bis ich realisiere, wo die Scheibe gelandet ist, fliegt sie schon in Richtung Endzone. Punkt für die gegnerische Mannschaft. Mit so einem schnellen Spiel hatte ich nicht gerechnet und bin konditionell auch gar nicht dazu in der Lage. „Ausdauer, Schnelligkeit und eine gute Technik kommen nach ein bisschen Training von allein“, motiviert mich Saskia, als ich außer Atem am Spielfeldrand sitze. Trotzdem bin ich begeistert, wie erfrischend dieser Sport ist und überrascht, wie viele Komponenten aus anderen Sportarten sich hier wiederfinden.

Mein Fazit: Wer Spaß an schnellen Sportarten hat und gern im Team spielt, für den ist Ultimate Frisbee eine echte Alternative zu Fußball, Volleyball und Co. Aber auch Sportneulinge sind beim Training, das immer dienstags von 17 bis 19 Uhr stattfindet, gern gesehen.

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