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- Leitung von Kindertageseinrichtungen: Brigitte Genz
Kita leiten mit Tradition
Brigitte Genz leitet die Evangelische Kindertagesstätte in Stendal, eine der ältesten Kitas in Deutschland. Foto: Katharina Remiorz
Aus treffpunkt campus Nr. 86, 05/2015
Seit 2009 gibt es am Standort Stendal den berufsbegleitenden Bachelor-Studiengang Bildung, Erziehung und Betreuung im Kindesalter – Leitung von Kindertageseinrichtungen. Brigitte Genz, 47 Jahre alt, gehört zum ersten Jahrgang und wurde noch während ihres Studiums Leiterin der evangelischen Kindertagesstätte in Stendal.
Interview: Katharina Remiorz
Sie sind ausgebildete Kindergärtnerin mit Schwerpunkt Krippe und waren bereits vor Ihrem Studium als stellvertretende Leiterin in Ihrer Kita tätig. Was war der Anreiz für Sie, trotzdem noch zu studieren?
Gerade auf dem Gebiet der Frühpädagogik hat sich so viel getan, dass ich schnell gemerkt habe, dass mir meine Ausbildung nicht mehr gereicht hat. Mit der Novellierung des Kinderförderungsgesetzes 2003 wurden die Aufgaben innerhalb des Settings Kita dann zusätzlich so umfassend und speziell, dass ich unbedingt noch mehr Wissen brauchte. Eine weitere Motivation war, dass die damalige Leiterin auch studiert hatte und wir die Leitungsaufgaben unter uns aufgeteilt haben. Die Diversität hat mir schnell auch Grenzen aufgezeigt.
Was hat Ihnen besonders gut am Studium gefallen?
Die Verbindung von Theorie und Praxis war toll. Alle Erkenntnisse, die wir im Studium theoretisch vermittelt bekommen haben, konnten wir direkt praktisch anwenden. Für das Team in meiner Kita bedeutete das zusätzliche Aufgaben. Gemeinsam haben wir unsere Arbeit reflektiert, evaluiert und geschaut, was wir zum Beispiel zu den Themen Sprachförderung und Bewegung verändern können. Aber die intensive Arbeit hat uns alle weitergebracht. Sehr bereichernd am Studium waren zudem auch die Vernetzung und der Austausch mit den anderen Kommilitonen, die größtenteils schon als Leitungskräfte tätig waren.
Sie haben noch während des Studiums die Leitung der Kita übernommen. Wie war das für Sie?
Die ersten Monate waren schon anstrengend. Vorher hatte ich noch die Leitung, bei der ich mich immer noch mal rückversichern konnte. Das hatte ich dann nicht mehr. Als Leiterin kamen viele Aufgaben dazu, wie die Konzeptarbeit, Dienstplangestaltung oder auch Verwaltungsaufgaben, die sehr zeitintensiv sein können. Aber das Team hat mich in dieser Zeit sehr stark unterstützt und hat schnell gemerkt, was ich brauche.
Was ist das Besondere an Ihrer Arbeit?
Die Komplexität, die vielen Aufgaben, die Reichhaltigkeit und die Abwechslung im Alltag. Mein Tag ist rund um bunt und ich habe meistens eine To-do-Liste zu liegen, damit ich nichts vergesse. Sicherlich ist es auch stressig, aber auch Verwaltungsaufgaben können Spaß machen. Und wenn ich zwischendurch gefragt werde, ob ich mit in die Gruppe gehen kann, freue ich mich auf die Gemeinschaft mit den Kindern.
Inwieweit hilft Ihnen Ihr Studium heute noch bei Ihrer Arbeit?
Ich habe immer noch Hefter vom Studium hier in der Kita zu liegen zum Thema Kommunikation, wirtschaftliche und gesetzliche Grundlagen sowie Kita- und Personalmanagement. Von diesen drei Heftern zehre ich heute noch. Die Kommunikationsbereitschaft im Team hat sich seit meinem Studium verbessert. Sie ist beständiger und vertiefender geworden. Konflikte werden sofort besprochen und können dadurch besser gelöst werden. Im Modul Personalmanagement sagte uns Dr. Hans-Dieter Dammering einmal: „Jeder Konflikt ist eine super Herausforderung und die gehe ich voller Spannung und Ehrgeiz an.“ Genauso versuche ich dem Alltag zu begegnen.
Die Evangelische Kindertagesstätte in Stendal gehört mit über 175 Jahren zu den ältesten Deutschlands ...
... und wir sind unheimlich stolz, hier arbeiten zu dürfen. Hier herrschen großes Engagement und große Lebendigkeit. Die Erzieherinnen und Erzieher haben eine große Bereitschaft, sich auf etwas Neues einzulassen. Für Beständigkeit sorgen in diesem Kontext die Bewahrung der christlichen Traditionen und unsere Religionspädagogik. Dazu gehören zum Beispiel das Feiern der Feste im Kirchenjahr, das Sprechen von Gebeten, das Singen von christlichem Liedgut, der Morgenkreis oder unsere Abschlussfahrt der Schulanfänger. Auf aktuelle Herausforderungen eingehen und Tradition erhalten – diese Mischung macht uns aus.
Welchen Tipp möchten Sie abschließend den heutigen Studierenden mit auf den Weg geben?
Durchhalten lohnt sich. Zu Anfang ist es sehr theoretisch gewesen, aber je weiter man voranschreitet, desto mehr Aha-Effekte hat man. Akademisieren ist wichtig, um bestimmte Prozesse und Gesetzmäßigkeiten zu verstehen. Deshalb anfangen, durchhalten und wirklich was mitnehmen. Es lohnt sich.
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