Faszination Motoren

Riesige Maschinenhallen und beeindruckend große Motoren – das ist der Arbeitsplatz von Marc Willecke, der als Prüfstandingenieur bei Rolls-Royce Power Systems, ein Geschäftsbereich des britischen Technologiekonzerns Rolls-Royce, am Standort Magdeburg arbeitet.

Text: Carolin Maier

86 Liter Hubraum, 4300 kW Leistung, knapp 20.000 Nm Drehmoment – diese Angaben gehören zu einem 20-Zylinder- Diesel-Motor des Typs 20V4000M93L und sind Alltag für Marc Willecke, Absolvent des Studiengangs Wirtschaftsingenieurwesen der Hochschule Magdeburg- Stendal. Der 29-Jährige arbeitet im Bereich des Motorenbaus bei der Rolls- Royce Solutions Magdeburg GmbH. Dreh- und Angelpunkt seiner Tätigkeit sind sogenannte Reman-Motoren und -Antriebssysteme, also gebrauchte Motoren, die „durch einen komplexen Prozess wieder in einen neuwertigen Zustand versetzt und so für ihr zweites oder gar drittes Leben vorbereitet werden.“ Nach Aufbereitung und Zusammenbau werden sie auf dem Prüfstand einem Testlauf unterzogen und so auf Herz und Nieren getestet. Als Prüfstandingenieur plant und begleitet Willecke diesen Vorgang, wertet die ermittelten Messdaten aus und beurteilt schließlich den überholten Motor. „Ein großer Teil meiner Arbeit besteht auch aus der Überwachung, Wartung und Weiterentwicklung unserer komplexen Prüfstandstechnik.“ Die Motoren, mit denen sich der Wahlmagdeburger täglich auseinandersetzt, stammen dabei aus ganz unterschiedlichen Bereichen, zum Beispiel aus der Marine, dem Schienenverkehr und dem Bergbau und wiegen bis zu 13 Tonnen.

Nenn mich „Petrolhead“

Dass es den gebürtigen Hildesheimer in diese Branche zog, war ihm schon fast vorherbestimmt. Bereits in seiner Kindheit begeisterten ihn Autos und deren Technik: „Mit sechs Jahren hielt ich den ersten Schraubenschlüssel in den Händen und mit acht Jahren zerlegte ich meinen ersten Motor. Man könnte mich wohl gut und gerne als ‚Petrolhead’ bezeichnen, mich fasziniert im Prinzip alles, was einen Motor hat, wie es funktioniert, hergestellt und repariert werden kann.“ Entsprechend hegt er auch privat eine Leidenschaft für besondere Fahrzeuge. In seinem Besitz waren bisher schon ein Dodge Challenger, ein alter Mercedes-Benz Kombi und eine Harley- Davidson. An seinem Job, der in Willeckes Fall einer Berufung gleicht, begeistert ihn „jedes Mal aufs Neue, wenn ein Motor im Prüfstand startet und dieser scheinbar mühelos seine enorme Leistung abruft. Auf der anderen Seite ist es auch toll zu wissen, dass unsere Motoren überall verbaut sind – ob im Urlaub auf einer Fähre oder im Regionalzug – und sie eventuell sogar über einen unserer Prüfstände gingen.“

„Mein Interesse an betriebs- und volkswirtschaftlichen Themen entwickelte sich in der Oberstufe.“ Und so entschied sich Marc Willecke für ein Studium in Wirtschaftsingenieurwesen, das „die beiden Welten vereint“. Rückblickend verhalf ihm sein Studium dabei, „die Gesamtheit produktionstechnischer und -organisatorischer Zusammenhänge zu verstehen und das erlernte Wissen gerade auf die planerischen Aufgabeninhalte meiner Tätigkeit als Prüfstandingenieur zu transferieren.“

Kontakteknüpfen als das A und O

Der Kontakt zu seinem heutigen Arbeitgeber besteht schon seit dem Studium. Noch als Student absolvierte er sein Industriepraktikum bei Rolls-Royce in Magdeburg, worauf er in dem Unternehmen seine Bachelorarbeit erstellte und während des Masterstudiums als Werkstudent arbeitete. Entsprechend empfiehlt er Studierenden „im Studium möglichst früh Kontakt zu Forschungseinrichtungen zu suchen und als studentische Hilfskraft oder als Praktikant:in bzw. Werkstudent:in in einem Unternehmen zu arbeiten.“ Nur so können man erste praktische Erfahrungen sammeln und eine Idee entwickeln, was einem für das spätere Berufsleben wichtig ist, spricht Willecke aus eigener Erfahrung. Der Ingenieur war selbst mehrere Jahre studentische Hilfskraft für Produktionswirtschaft und Logistik und erhielt dadurch „wichtige Einblicke in die Forschung rund um Industrie 4.0.“

An seine Studienzeit erinnert er sich gern zurück. Nicht nur an den grünen Campus, sondern vor allem an das Miteinander und den schnellen und direkten Kontakt zu Dozent:innen und Professor:innen. „Diese beiden Punkte sorgten dafür, dass das Studium durchweg familiär und der Zusammenhalt groß war.“ Und trotzdem ist die Verleihung des Abschluss-Zeugnisses eine unvergessene, schöne Erinnerung für den 29-Jährigen: „Nach all den Mühen, schlaflosen Nächten vor Prüfungen und dem vielen ‚Bankdrücken‘ endlich die Urkunde in den Händen zu halten, war ein wirklich schönes Erlebnis.“

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