Der Gegenstand

Mal ehrlich, die meisten von uns verbringen ziemlich viel Zeit arbeitend und somit auch am Schreibtisch. Da liegt es nahe, dass wir uns dieses Habitat zu eigen machen und den Arbeitsplatz individuell gestalten. Während so mancher Schreibtisch eher ein spartanisches Erscheinungsbild aufweist, sind andere üppig geschmückt. Doch blickt man genauer hin, gibt es nahezu überall diesen einen Gegenstand, so unscheinbar er auf den ersten Blick sein mag, der uns etwas bedeutet. Sei es der Glücksstift, ein Foto, die kitschige Figur aus dem Überraschungsei oder ein simpler Notizzettel.

Der Campus beherbergt glücklicherweise viele Räume und Arbeitsplätze, um diesen einen Gegenstand zu finden. Unsere Expedition führt uns diesmal zu Peter-Georg Albrecht, der als Referent im Prorektorat für Studium, Lehre und Internationales tätig ist. Sein Gegenstand – das Notizbuch – ist nicht nur Teil seines Schreibtisches, sondern trägt er auch immer bei sich.

Geschrieben von Peter-Georg Albrecht

Ich gebe zu: Wenn andere Kolleg:innen in der akademischen Selbstverwaltung auf dem Tablet agieren oder nebenbei ins Notebook oder Smartphone Notizen machen, beeindruckt mich das. Sicherlich nutzen 80 Prozent unserer Kolleg:innen mittlerweile Handy-Merk-Apps; wenn sie nicht immer noch leere Blätter bspw. mit verschiedenfarbigen Stiften oder ganz und gar noch Notizzettel füllen.

Ich habe ein Notizbuch: Hinten befindet sich der Terminkalender, vorne einige wichtige Telefonnummern. Versteckt sind da und dort ein paar Piktogramme, die meinem Hirn bei den wichtigsten Passwörtern auf die Sprünge helfen. Dieses Notizbuch trage ich immer bei mir. Das wirkt nicht nur offizieller bzw. dienstlicher, auch im Frösi und beim CoffeeCruiser. Es zeigt hoffentlich auch: Mir ist Vorbereitung auf ein Gespräch wichtig (deshalb habe ich die zentralen Themen, Fragen und Entscheidungspunkte notiert). In diesem Buch will ich das Wichtigste, das Entschiedene, das Vereinbarte und/ oder zu Tuende festhalten. Meistens lasse ich die Kladde jedoch zu: Denn das gesprochene Wort ist mir das Wichtigste, Ganzheitlichkeit beim Kommunizieren, Empathie, der konzentrierte Austausch von Argumenten. Und das Desiderat lässt sich ja meist doch merken; und später notieren.

Mein Notizbuch hilft mir neben der Vor- und Nachbereitung auch bei anderen Dingen: Ich schreibe mit. Ich plane und entwerfe, insbesondere bei Zuhörveranstaltungen, aber auch in manchen langatmigen Runden (in der jeder noch einmal alles sagt oder in denen Denken durch Reden praktiziert wird). Ich mache Wochen- und Tagespläne, To-Do-Listen (für Großveranstaltungen wie dem Tag für Studium und Lehre) und Kommunikationsstichpunkte (mit wem ich wirklich mal wieder reden müsste). Und streiche durch, wenn das eine oder andere geschafft ist. Das ist ganz wichtig; und macht Freude! Ich entwerfe Argumente, Briefe und E-Mails, TOPs für Gespräche, Reden, kurze und lange Texte bzw. Textpassagen, Aufsätze. Denn: Ich liebe das leere Blatt. Ich muss nicht zuerst lesen und nachschlagen und googeln und recherchieren und zusammentragen; um danach nur noch zu strukturieren. Sondern liebe das frei Entworfene, das manchmal natürlich nach der Recherche umstrukturiert und korrigiert werden muss. Aber das gehört ja auch zum Leben. Und schadet nicht: Denn mein Entwurfs-Notizbuch, in dem sich also auch meine Irrtümer und nicht verwirklichten Vorüberlegungen finden, gebe ich doch nirgendwo ab!

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