Im Eiswagen

Hinter der Kasse stehen, im Supermarkt Lebensmittel einräumen, Flyer verteilen oder im Callcenter am Telefon hängen – das sind typische Jobs Studierender. Daneben gibt es aber auch die außergewöhnlicheren Nebenjobs, so wie der von Michelle und Robin, die ihr eigenes Eismobil haben.

Text: Carolin Maier

Es klingt wie ein wahrgewordener Kindheitstraum: Ein eigener Eiswagen. Für Michelle und Robin ist dieser Traum Realität und Alltag geworden. Denn in den Sommermonaten stehen die zwei fast täglich in dem gelb-braunen Wagen, den sie ihr Eigen nennen und verkaufen Softeis, Geschmack Schoko-Vanille.

Täglich essen Michelle und Robin aber dennoch nicht Eis. Robin sagt zwar „Eis mag doch jeder, auch wir“. Aber nach über zwei Jahren, so lange verkaufen die zwei bereits Eis, „hat man irgendwann keinen großen Appetit mehr darauf“. Zu Beginn ihrer Eiskarriere sah das natürlich anders aus, erzählt Michelle, „da haben wir das Eis täglich probiert und überprüft, ob wir etwas an der Zusammensetzung ändern müssen“. Wenngleich die Versuchung auf Eis mit der Zeit kleiner wurde, die Lust auf den Nebenjob haben die beiden längst nicht verloren. Den Kundenkontakt findet Robin am tollsten. „Man ist so viel im Gespräch mit den Leuten und tauscht sich aus“. Michelle ergänzt: „Das ist eine ganz andere Form von Arbeit. Man zählt nicht die Minuten zum Feierabend. Wir stehen wirklich komplett dahinter und freuen uns immer, gemeinsam im Eiswagen zu stehen.“ Gemeinsam heißt in dem Fall sogar als Paar. Bei aller Freude, ist die Arbeit nicht zu unterschätzen, sagt Michelle: „Wir fahren nicht spontan zum See, stehen dort fünf Stunden und haben danach Feierabend. Die Vor- und Nachbereitung nimmt viel Zeit ein“.

Der Eiswagen ist schon seit vielen Jahren in Besitz von Michelles Familie und hat bereits Tradition. Schon ihr Vater verkaufte in dem Wagen Softeis und gab ihn später in die Hände von Michelles Schwester. Als Michelle selbst alt genug war und sich als Studentin etwas Geld dazuverdienen wollte, wurde das Eismobil kurzerhand aus der Garage geholt. Michelle und Robin kauften eine neue Eismaschine und besorgten die Zutaten fürs Softeis. Ganz so unkompliziert lief es natürlich nicht ab. Die Anmeldung des Reisegewerbes und die damit verbundenen bürokratischen Aufgaben – all das sei großer Aufwand gewesen. Aber auch eine gute Übung. Denn sowohl Michelle als auch Robin spielen mit dem Gedanken, sich nach dem Studium an der Hochschule Magdeburg-Stendal selbstständig zu machen. Michelle mit einem Planungsbüro und Robin als Netzbetreiber. Denn wenn Michelle und Robin nicht gerade Eis verkaufen, studieren sie. Michelle ist im 7. Semester ihres Bauingenieurstudiums und Robin befindet sich in den letzten Zügen seines dualen Studiums der Elektrotechnik. Die dort erworbenen Fähigkeiten sind gerade dann von Vorteil, wenn die Eismaschine hakt oder ein Teil ausgetauscht werden muss, erzählt Robin.

Was Softeis angeht, sind Michelle und Robin natürlich richtige Kenner und wissen, was gut ist. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sie ihr Softeis mit einer Geheimzutat verfeinern. Die wird selbstverständlich nicht verraten. Was nach dem Studium mit dem Eiswagen passiert, wissen sie noch nicht. Aufgeben scheint eher nicht die Option zu sein, wie Robin verrät: „Wir haben viel Arbeit reingesteckt. Alles aufzugeben wäre schon traurig“. Weshalb die beiden überlegen, das Reisegewerbe nach dem Studium weiterzuführen, dann aber ohne persönlich im Wagen zu stehen.

Wer jetzt Lust auf Softeis bekommen hat, kann Michelle und Robin bei gutem Wetter am Jersleber See antreffen. Oder kontaktiert sie bei Fragen direkt selbst über eisgenuss@sunny-softeis.de.

In diesem Sinne: Auf die Eistüten, fertig, los!

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