Max Szczeczinski

Urlaub

Wie schön ist doch die Vorfreude auf den Jahresurlaub. Monatelang spart man, um ein paar Tage abzuschalten und den Alltag vergessen zu können. Jedoch gibt es große Unterschiede, wie Menschen ihre Auszeit gestalten. Manche planen actionreiche Abwechslung: Fallschirmsprünge, auf einer überdimensionalen Banane über das Meer gezogen werden, sich von frechen Schimpansen beklauen lassen oder Buggytouren durch die Wüste, von der man noch Tage später Sand an den unmöglichsten Stellen wiederfindet. Diese Art von „Entspannung“ wird wohl eher von jüngeren Menschen bevorzugt.

Andere hingegen wollen lieber absolute Ruhe ohne unvorhersehbare Adrenalinschübe oder Sand. Man vertreibt sich die Zeit am Pool liegend, lässt sich Cocktails mixen oder liest Bücher. Die Kinder werden im Hotelclub von Animateuren bespaßt und endlich kann man die Seele baumeln lassen. Wichtig ist natürlich sich zu belesen, in welches Hotel man eigentlich eincheckt, sonst landet man zwischen grölenden Heranwachsenden mit Sangria-Eimern, was für die gewünschte Erholung weniger förderlich ist.

Dann gibt es noch Menschen, die ein Komplettpaket buchen, durch das man jeden Tag einen gesunden Mix aus Erlebnis und Entspannung erhält und nichts dem Zufall überlässt. Dazu gehört leider oft auch, sich dicht gedrängt zwischen Touristenhorden mit Sandalen und Anglerhüten überlaufene Sehenswürdigkeiten anzusehen und sich von zu weit entfernt stehenden Guides anschreien zu lassen. Ein schönes Souvenir für den heimischen Wintergarten darf natürlich genau so wenig fehlen, wie sich eine gefälschte Sonnenbrille minderer Qualität andrehen zu lassen.

Gerade in der Corona Zeit wünschen sich viele, mich selbst eingeschlossen, Dinge zu erleben, die nun seit über einem Jahr in weiter Ferne liegen. Früher hätte ich mir gewünscht, Seminare von der Couch aus zu verfolgen und einen leeren Terminkalender zu haben – das wäre ja fast wie Urlaub. Aber jetzt denke ich, dass ich Urlaub von diesem Urlaub brauche. Mittlerweile ist der Wocheneinkauf zu einem Highlight geworden und ich wähle manchmal einen Supermarkt, der etwas weiter entfernt ist, um die Chancen auf ein schönes Erlebnis auf dem Weg dahin zu erhöhen, meist ohne Erfolg. Im Gegenteil, oftmals habe ich nicht bedacht, dass ich diese Entfernung vollbepackt auch wieder zurücklaufen muss.

Im Laufe des Lebens scheint sich die Vorstellung eines schönen Urlaubes zu verändern und ich bin gespannt wie lange es noch dauert, bis ich selbst mit Sandalen und Socken vor einem Tourguide mit Regenschirm stehe und mich auf das nächste historische Gebäude freue, welches auf dem Tagesplan steht.

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