Inshallah, bukra, malesh – herzlich willkommen in Jordanien! Ein Forschungssemester in Jordanien – Bericht von Jan Mugele

 

Einmal Jordanien und wieder zurück: Prof. Dr.-Ing. Jan Mugele, Professor für Regenerative Gebäudeenergietechnik, lehrt und forscht im Wintersemester 2014/15 an der German-Jordanian University, einem Projekt, das federführend von der Hochschule Magdeburg-Stendal betreut wird. Er berichtet über seine Erfahrungen in Jordanien.

„Welcome to Jordan“ ist nicht nur eine Floskel, das ist meinen Erfahrungen nach gelebte Realität. Ausländer, besonders Deutsche, sind herzlich willkommen in einem Land, das noch nicht sehr alt ist und meinem Eindruck nach immer noch nach seiner Identität zwischen Beduinenkultur und modernem westlichen Lebensstil sucht. Mit „Welcome to Jordan“ wird man von einfachen Taxifahrern bis hin zu gut ausgebildeten Akademikern begrüßt, wenn man mit ihnen ins Gespräch kommt und ihnen erzählt, was man hier macht. Deutschland genießt in Jordanien einen hervorragenden Ruf und das, das möchte ich deutlich betonen, nicht wegen seiner Geschichte, sondern wegen seiner Gegenwart. Man hat mir oft gesagt, ihr seid gute Leute, nicht überheblich, zuverlässig, ihr arbeitet viel für euren Wohlstand, habt hochqualitative Produkte und natürlich, ihr habt die beste Fußballmannschaft der Welt.

Mentalität – Unterschiede zwischen Jordaniern und Deutschen

Die Mentalität der Menschen ist anders als in Westeuropa. Es gilt meist das „IBM-Prinzip“: „Inshallah“ (so Gott will, hoffentlich), „bukra“ (morgen oder später) und „malesh“ (egal, wird schon). Damit umzugehen war für mich als vorausplanenden deutschen Ingenieur eine ziemlich große Herausforderung. Ich musste lernen, dass hier Probleme meist erst dann angegangen werden, wenn sie tatsächlich auftreten und nicht, wenn sie sich ankündigen oder theoretisch auftreten könnten. Das bei uns Deutschen so beliebte „Problem im Konjunktiv“ existiert hier also nicht. Planung bedeutet hier deshalb: „Wir sollten es vielleicht so tun, Inshallah“. Diese Denkweise ist auf der einen Seite bei Aufgaben schwierig, deren Bearbeitung einer gewissen Planung und Vorausschau bedürfen, wie zum Beispiel die Erstellung von Studienplänen. Denn dies kann sehr schnell chaotische Verhältnisse nach sich ziehen, was dann wiederum sehr anstrengend werden kann. Auf der anderen Seite ist es oft auch sehr angenehm, dass Pläne sich ohne weiteres Aufheben ändern können, wenn es sich aus der Situation heraus ergibt. Somit ist das Überraschungsmoment oft sehr hoch und es können sich tolle Situationen ergeben, die beim sturen Festhalten an Plänen nicht so stattgefunden hätten. Dies ist mir häufiger passiert. Ich musste aber lernen dafür offen zu sein, dass man plötzlich im Auto zum Toten Meer fährt, obwohl man eben noch die täglichen Einkäufe machen wollte.

Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft

Die Menschen, die ich kennengelernt habe, waren durchweg sehr freundlich und hilfsbereit. Und das gilt ganz besonders für die Studierenden in meinen Kursen. Wenn ich ein Problem hatte, dann hieß es stets: „Dr. Jan (man redet sich mit Vornamen an), ich komme mit und helfe“ oder „Ich kenne da jemanden, der helfen kann“ und die Probleme wurden gelöst. „Sie müssen von Madaba nach Amman? Ich auch, kein Problem, ich nehme Sie mit.“ Es wurde aber keine Gegenleistung dafür erwartet. Man war beschämt, wenn ich zum Beispiel Geld für die Hilfe anbot, auch wenn diese von völlig Fremden kam und ich mich irgendwie revanchieren wollte. Diese Freundlichkeit hat mir sehr imponiert, da die Leute mit viel mehr wirklich existenziellen Problemen, wie Krieg und Armut, konfrontiert sind als wir in Westeuropa. Aber „malesh“ hilft hier sicher weiter.

Fazit für den Lebensweg

Etwas weniger im Leben zu planen und die Dinge situativ auf mich zukommen zu lassen, nehme ich als wichtige Erfahrung auf meinem weiteren Lebensweg mit – „Inshallah“.

Kontakt GJU-Projektbüro

Projektkoordinatorin German-Jordanian University (GJU)

Ruth Pappenhagen

Tel: +49 391 886 46 40
E-Mail: ruth.pappenhagen@german-jordanian.org

Besucheradresse: Breitscheidstraße 51, 39114 Magdeburg

Weitere Informationen

Projektbüro German Jordanien University
an der Hochschule Magdeburg-Stendal
Breitscheidstr. 51
39114 Magdeburg
E-Mail: info@german-jordanien.org

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