Anne´s Studienaufenthalt an die Staatliche Linguistische Universität Moskau (Russland)

 

Der Studiengang „Fachdolmetschen für Behörden und Gerichte“ sieht für das dritte und vierte Semester einen Auslandsaufenthalt vor. Da Russisch neben Englisch meine zweite Fremdsprache ist, entschied ich mich für die Staatliche Linguistische Universität in Moskau. Mehrmals wurde uns schon gesagt, dass die Universität einen sehr guten Ruf hat und als eine der besten in Russland überhaupt gilt. Die fachliche Betreuung erfolgt durch die einzelnen Fachlehrer. Das Lehrpersonal hat viel Erfahrung im Umgang mit ausländischen Studenten und ist sehr kooperativ.

Der Unterricht findet in verschiedenen Sprachniveaugruppen statt. Es gibt zum einen praktische Kurse wie z.B. Grammatik, mündliche Kompetenz, Mittel und Sprache der Massenmedien, Übersetzen und zum anderen Vorlesungen, z.B. Soziologie, Literatur oder Geschichte. In den praktischen Kursen sind die Gruppen eher klein, dadurch kann gut auf die einzelnen Studenten eingegangen werden und Gespräche werden möglich. In den Vorlesungen bekommt man einen guten Überblick das Gastland Russland. Es gibt auch die Möglichkeit Kurse zu belegen, die nicht speziell für ausländische Studenten vorgesehen sind.

Die allgemeine Betreuung findet durch die Koordinatorin Alla Nikolaevna statt. Sie ist freundlich, geduldig und hat immer ein offenes Ohr für alle Fragen. Mit ihr kann man nicht nur persönliche Angelegenheiten besprechen, sondern auch alles, was mit dem Unterricht zu tun hat. Von Vorteil ist, dass die Universität alle Behördengänge, wie etwa die Registrierung und Visumsverlängerung, übernimmt.

Für den Aufenthalt in Russland benötigt man unbedingt ein Visum, welches in Deutschland beantragt werden muss. Daneben ist auch eine Auslandskrankenversicherung unabdingbar. Es wurde auch gesagt, dass ein HIV-Test verlangt wird, den wir bis jetzt allerdings nicht brauchten. Die Registrierung und Anmeldung erfolgt am ersten Werktag nach der Ankunft.

An der Staatlichen linguistischen Universität Moskau studieren etwa 10000 Studenten. Die Universität befindet sich im Zentralen Verwaltungsbezirk Moskaus und ist in einem guten Zustand. Im Vergleich zum deutschen Standard ist die technische Ausstattung eher dürftig. Das Kopieren ist uns nur mit Hilfe von Alla Nikolaevna in ihrem Büro möglich. Jedoch gibt es eine sehr gut ausgestattete Bibliothek, die besonders im Bereich Translation eine sehr große Auswahl an Büchern bietet.

Die Uni hat viel Erfahrung im Umgang mit ausländischen Studenten. Das vielschichtige Unterrichtsangebot gefällt mir sehr gut. Dennoch geht es oft vor allem zu Beginn des Semesters ziemlich chaotisch zu. Schade ist auch, dass von der Universität keine Exkursionen o. ä. angeboten werden.

Untergebracht ist man in einem Wohnheim ca. 10 Minuten von der Uni entfernt. Studenten der Hochschule Magdeburg-Stendal dürfen dort kostenlos wohnen und bekommen kostenlos Frühstück und Mittag. Das Wohnheim ist relativ alt, es lässt sich dennoch gut darin leben. Man teilt sich jeweils zu dritt einen Wohnkomplex mit je einem Doppelzimmer und einem Einzelzimmer. Bad und Toilette befinden sich im Wohnkomplex. Auf jeder Etage befinden sich zwei Küchen. Bettwäsche bekommt man vom Wohnheim gestellt. Um einen Internetzugang müssen sich die Studenten selbst kümmern. Die Wache am Eingang des Wohnheims gibt ein Sicherheitsgefühl, macht den Empfang von Gästen jedoch fast unmöglich. Das Wohnheimpersonal ist freundlich und kümmert sich bei Problemen und nötigen Reparaturen recht schnell. Ein Problem ist vor allem das Wäsche waschen, da keine Waschmaschinen zur Verfügung stehen. Entweder wäscht man mit der Hand oder nutzt einen Waschsalon unweit der Universität.

Durch den kostenlosen Aufenthalt im Wohnheim kann man viel Geld sparen. Oft gibt es auch Vergünstigungen für Studenten in Museen, Theatern etc., aber auch für die Metro. Die Kosten für Lebensmittel sind ähnlich wie in Deutschland. Dennoch ist Moskau eine sehr teure Stadt: besonders bei Freizeitaktivitäten, Café- und Restaurantbesuchen oder Kleidung muss man sich auf höhere Preise einstellen.

In den ersten Wochen in Moskau gab es hin und wieder einige Sprachprobleme im Alltag, da man sich erst an das „echte“ Russisch gewöhnen musste. Wenn man dann jedoch länger dort ist, versteht man immer besser, was dazu ermutigt auch selbst mehr zu sprechen. Das hilft auch, um ein Gefühl für die Sprache zu bekommen.

Die Kontaktaufnahme mit anderen ausländischen Studenten ist sehr einfach, da man zusammen Unterricht hat und gemeinsam im Wohnheim wohnt. Man hat die Möglichkeit Menschen aus der ganzen Welt kennenzulernen. Kontakt zu russischen Studenten aufzunehmen ist schwieriger, da der Unterricht getrennt stattfindet. In der Soziologievorlesung wurde einmal versucht, uns mit russischen Studenten bekannt zu machen. Ansonsten gilt: Eigeninitiative zeigen! Die russischen Studenten sind meist sehr offen und auch am Austausch mit ausländischen Studenten interessiert.

Und auch allgemein kann es Langeweile in Moskau kaum geben, da es viele Möglichkeiten der Freizeitgestaltung gibt. Einige Cafés befinden sich in unmittelbarer Nähe des Wohnheims. Mit der Metro gelangt man aber auch schnell überall hin. In Moskau gibt es eine Vielzahl an Museen, Theatern und anderen kulturellen Einrichtungen. Zum Entspannen und Spazieren sind die vielen Parks in der Stadt ideal. Auch Tagesausflüge in Moskaus Umgebung lohnen sich.

Die Hauptstadt Russlands ist eine große Metropole mit scheinbar unendlich vielen Menschen. Nicht alle Moskauer sind immer freundlich und hilfsbereit. Sich in der Stadt zurechtzufinden kann Probleme bereiten. Man sollte deshalb sehr selbstständig sein und auch mit Stress umgehen können. Moskau ist zwar eine recht „europäische“ Stadt, dennoch sind starke kulturelle Unterschiede spürbar. Trotz alledem ist Moskau eine wunderschöne, facettenreiche Stadt mit unzähligen Möglichkeiten.

Es empfiehlt sich der Universität vor der Ankunft in Moskau eine E-Mail zu schreiben oder anzurufen und zu fragen, ob man abgeholt werden könnte. Zwar erhielt ich nie eine Antwort, dennoch war unsere Ankunft und Fahrt zum Wohnheim organisiert. Es fahren auch Züge und Busse vom Flughafen in die Innenstadt, die selbstständige Fahrt kann für Neuankömmlinge aber sehr stressig sein.

Als Tipp kann ich ansonsten noch mitgeben, dass man aufgeschlossen sein sollte, um sich auf die neue Kultur einlassen zu können. Es zahlt sich meist aus, einfach offen auf andere Menschen zuzugehen und sich auch zu trauen die Sprache anzuwenden. Meiner Meinung nach lernt man Russisch so am Besten. Ein Tipp ist auch einfach ruhig zu bleiben, wenn es mal chaotisch zugeht, was in Russland häufiger vorkommt. Organisation hat in Russland einen kleineren Stellenwert als in Deutschland, aber auch daran gewöhnt man sich recht schnell.

Für Russischstudenten ist die Staatliche linguistische Universität nur zu empfehlen, da die Universität einen hervorragenden Ruf hat und ein Programm für alle Sprachniveaus bietet. Zudem erhält man in Moskau Einblick in eine neue Kultur und das Leben in Russland.

 

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Julia Krumm

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